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Meinung: Gorilla im Nebel

Nennen wir ihn einen personalpolitischen Problemfall. Solche gibt es in jedem Betrieb.

Nennen wir ihn einen personalpolitischen Problemfall. Solche gibt es in jedem Betrieb. Zu jung, um in den Ruhestand geschickt zu werden. Aber zu lange dabei, um degradiert werden zu können. Bei John Bolton hieß das: Keiner will ihn haben, aber etwas musste man ihm anbieten. Also beschloss USPräsident George W. Bush, den Noch-Staatssekretär im Außenministerium, wo ihm niemand wohl gesinnt ist, zum UN-Botschafter zu nominieren. Weil die Republikaner im Senat die Mehrheit haben, schien das Projekt ungefährdet. Doch je länger die Anhörungen dauerten, desto mulmiger wurde selbst den Konservativen zumute. Offenbar ist Bolton, der die UN verachtet, auch charakterlich nicht zu trauen. Er soll Vorgesetzten aus ideologischen Gründen Informationen vorenthalten und Untergebene grob gemaßregelt haben. Zeugen beschrieben ihn als „Madman“, „Bully“ und „Gorilla“. Trotz aller Bedenken wollte der Außenausschuss des Senats die Nominierung am Dienstag absegnen. Aber manchmal, ganz selten, siegt Vernunft über Parteiloyalität. Ein Republikaner scherte aus, die Abstimmung wurde nun schon zum zweiten Mal verschoben. Auch für Bush ist das peinlich. Nun kann es zwar sein, dass Bolton am Ende dennoch durchkommt. Viele Konservative rufen wütend: Jetzt erst recht. Aber als UN-Botschafter wird er seine Leidenschaften sehr im Zaun halten müssen. Jedes Wort, jede Geste wird misstrauisch geprüft. Für Boltons Gegner hat sich der Kampf gegen ihn schon jetzt gelohnt. mal

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