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Gemüse wie Rote Beete, Möhren und Brokkoli liegen in einer Auslage.

© dpa/Soeren Stache

Grüne Woche in Berlin beginnt: Die Agrarwende darf nicht am Geldbeutel scheitern

Mehr Tierwohl im Stall, weniger Gift auf den Feldern: Das wollen alle. Doch im Laden wird vor allem Billigware gekauft. Das kann nicht funktionieren.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Darauf haben viele gewartet: Nach zwei Jahren Corona-Pause kehrt die Grüne Woche in Berlin an diesem Freitag zurück. 300.000 Besucher werden an den zehn Messetagen das tun, was sie immer getan haben: Käsehäppchen futtern, Kälbchen streicheln, Klaren kippen. Wagemutige probieren vielleicht einen Insektenburger oder Lachs aus Pflanzen.

Und begleitend zur Messe werden an diesem Samstag wieder Tausende auf die Straße gehen und für eine Agrarwende demonstrieren.

Also alles so wie immer? Von wegen. Die vergangenen zwei Jahre haben vieles verändert. Der Corona-Lockdown hat der Bio-Branche einen Boom beschert, der Regierungswechsel hat neue Akzente in der Agrarpolitik gesetzt.

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will, dass sich der Bioanteil in der Land- und Lebensmittelwirtschaft bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent verdreifacht. Bio, saisonal, regional, so sieht seine Ernährungsstrategie aus. Weniger Fleisch, mehr Pflanzen. Und wenn Fleisch, dann von Tieren, die ein besseres Leben und mehr Platz im Stall oder Auslauf hatten.

Man spart am Essen, nicht am Urlaub

In Umfragen findet die große Mehrheit der Bundesbürger das gut. Doch die Realität sieht anders aus.

Weil das Leben so teuer geworden ist, wird gespart. Nicht am Urlaub, aber bei den Lebensmitteln. Die Menschen kaufen Sonderangebote und No-Name-Ware. Und wenn Bio, dann vom Discounter, nicht vom Fachhandel.

Die Agrarwende darf aber nicht am Geldbeutel scheitern. Viele Landwirte sind bereit, ihre Tiere besser zu halten. Doch ein neuer Stall kostet einen siebenstelligen Betrag. Bis er abgeschrieben ist, vergehen 15 Jahre.

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Auf den Markt allein können die Tierhalter nicht hoffen. Denn ob die Kunden mitziehen und genug Menschen die höherwertigen Produkte kaufen, ist unklar. Und kann sich schnell ändern.

Zur Agrarwende gibt es aber keine Alternative, aus Gründen des Umwelt- und des Tierschutzes. Der Umbau der Landwirtschaft ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Der Staat muss helfen. Doch das tut er halbherzig: Eine Milliarde Euro im Haushalt reichen nicht, um den Umbau der Tierhaltung in den nächsten vier Jahren zu finanzieren. Glaubt man Experten, ist das Vierfache nötig.

Wenn man vernünftige Lebensmittelproduktion subventioniert und die verachtenswerte Haltung ernsthaft und hart reguliert, dann wäre das ein nachhaltiger Eingriff, der unabhängig vom Konsum dazu führen kann, dass Massentierhaltung überwunden werden kann.

Schreibt Community-Mitglied Broeckelhaus

Und: Es braucht mehr Mut für die geplante Tierhaltungskennzeichnung. Warum sollen nur Supermarktkunden und nicht auch Restaurant- und Kantinenbesucher erfahren, was sie auf dem Teller haben? Vielleicht entscheiden sie sich dann um –, und bestellen Curry statt Currywurst.

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