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Meinung: Gruppenbild mit Terroristen

Amerika kämpft im Mittleren Osten für mehr Freiheit / Von Meyrav Wurmser

Der drohende Krieg Amerikas gegen den Irak hat nichts mit Öl zu tun, nichts mit einem Präsidenten, der die abgebrochene Mission seines Vaters fortsetzen will, auch nichts mit kolonialem Ehrgeiz. Bei dem Krieg geht es um Selbstverteidigung – und um Ideen. Mehr als an alles andere glaubt Amerika, dass die beste Garantie für Frieden die Freiheit ist. Nach dem 11. September beschrieb Bush den Zweck amerikanischer Macht so: „Wir üben Macht aus, ohne zu erobern, und wir leisten Opfer für die Freiheit anderer.“ Bushs Vision steht in der amerikanischen Tradition, Kriege nicht nur gegen direkte Bedrohungen zu führen, sondern auch, um die Freiheit anderer Völker zu sichern.

Dass die Amerikaner im Mittleren Osten intervenieren, war nach den Anschlägen auf das World Trade Center unausweichlich. Diese Anschläge ließen Washington in den Abgrund arabischer Politik blicken. Die Anschläge selbst wurden von muslimischen Radikalen ausgeführt, doch diese Radikalen stehen nicht allein: Zwischen den Unterdrückern und den Unterdrückten hat sich eine eigenartige Partnerschaft entwickelt. Viele arabische Regierungen haben einen Faust`schen Pakt mit ihrer religiösen und säkularen Opposition geschlossen: Den Radikalen wird freies Spiel für den Terror gelassen, sie erhalten sogar offizielle Unterstützung, solange sich die Gewalt gegen den Westen richtet.

In vielen arabischen Ländern wurde die Opposition brutal aufgerieben, ohne dass die Korruption und die Repression beendet wurde, die zu deren Wut beigetragen hat. Antiwestliche Gefühle zu schüren, war ein Gebot des Überlebens für diese Diktaturen. Dem konnte Amerika nicht länger zuschauen – um seiner eigenen Sicherheit willen und der der übrigen Welt. So lange es sich seiner eigenen Werte bewusst bleibt, ist einzig Amerika, dieses Weltarsenal der Demokratie, in der Lage, die arabische Welt in eine Zone aufblühender Demokratien zu verwandeln.

Die Region ist heute nicht aufgeteilt zwischen Radikalen und Moderaten, zwischen Arabern und Israelis, sondern zwischen den Eliten, die von den tyrannischen Staaten profitieren und der wachsenden Gegnerschar dieser Eliten. Dieser Graben wird immer größer. Massendemonstrationen im Iran für mehr Freiheit; Iraker, jahrelang unter dem Joch der Angst, werden nun von Saddam aufgefordert, für sein sterbendes Regime ihr Leben zu lassen; In Syrien haben die Machthaber die Opposition so erfolgreich zum Schweigen gebracht, dass wir gar nicht mehr wissen, was die Bevölkerung denkt. Dennoch, immer deutlicher tut sich dieser Graben zwischen den Tyrannen und ihren Opfern auf; ihn sollte sich die USA zu Nutze machen.

Es ist wenig hilfreich, die Beziehungen zwischen der arabischen Welt und dem Westen religiös, geographisch, oder gar kulturell zu definieren. Der Westen ist vielmehr eine Gemeinschaft, die sich um eine Idee herum formiert, und die arabischen Liberalen, die in einer Diktatur leben, sind Teil dieser westlichen Gemeinschaft. Die Bruchlinie verläuft nicht zwischen ihnen und uns, sondern zwischen ihnen und ihren Regierungen.

So lange die Amerikaner die Machteliten unterstützen statt die demokratische Opposition, werden sie den Kampf um die Bevölkerung verlieren. Um die Freiheit in der Region zu stärken, müssen sie nicht unbedingt überall Krieg führen. In vielen Ländern geht es schlicht darum, die liberal-demokratischen Kräfte zu stärken und gleichzeitig die Machthaber zu isolieren. Und auf lange Sicht kann ein Sieg nur errungen werden, wenn Amerika Strukturen implantiert, die die Freiheit fördern – ein Umbau ähnlich umwälzend wie jener nach dem Zweiten Weltkrieg. Damit die Freiheit siegt, darf Amerika auf sie nicht verzichten. Seine stärkste Waffe sollte die Idee der Freiheit sein.

Die Autorin ist Director for Middle East Studies am Hudson Institute in Washington.

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