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Hanfboom: Geht die Schweiz im Drogensumpf unter?

Freiheit fürs Kiffen: Ja oder nein? Monatelang erhitzte die Frage die Schweizer Gemüter. Am heutigen Sonntag nun geben die Eidgenossen ihre Antwort an der Urne.

Zur Abstimmung steht die sogenannte Hanfinitiative. Die Hanflobby will den Besitz, den Konsum und den Erwerb von Cannabis für den Eigenverbrauch entkriminalisieren: Die Schweizer Kiffer könnten sich in Zukunft straffrei ihren Joints hingeben. Regierung und Parlament aber lehnen den Plan strikt ab.

Doch die Initiatoren streben keine totale Freiheit für den Haschkonsum an: Der Staat solle klare Regeln für Anbau, Ein- und Ausfuhr sowie Handel erlassen. Hanfläden müssten hohen Standards in puncto Herkunft und Qualität des Stoffs genügen. Und der Verkauf der berauschenden Substanz an Minderjährige soll strafbar bleiben. Die Hanflobbyisten setzen vor allem auf die Eigenverantwortung der Bürger: „Rund 600 000 Schweizerinnen und Schweizer beweisen, dass man Cannabis konsumieren und trotzdem normal arbeiten, leben und Steuern bezahlen kann“, behauptet Beat Aegler, Unternehmer aus Thun und Pro-Hanf-Aktivist. Der liberale Abgeordnete Claude Ruey hält dagegen: „Die Jugend braucht Schranken.“ Mit Kopfschütteln erinnern sich die Gegner des Kiffens an die beiden letzten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts. Damals schien die brave Eidgenossenschaft den Niederlanden den Rang als europäisches Drogen-Mekka streitig zu machen. Cannabis-Bauern bewirtschafteten eine Fläche von rund 200 Hektar. Schweizer Stoff ging in den Export. Landesweit boten 200 Hanf-Shops ein reiches Sortiment an – bei der Tarnung des Krauts gaben sich die Eigentümer kaum Mühe. In „Hanftalern“ und „Duftsäcklis“ fanden die Kiffer schnell, was sie suchten. Auch viele Deutsche deckten sich in Zürich und Basel mit Gras ein. Selbst eine helvetische Ministerin gab zu, mit psychoaktiven Drogen experimentiert zu haben.

Doch auf dem Höhepunkt des Hanfbooms verlangte das konservative Establishment eine harte Gangart. Nach einem Gerichtsurteil konnte die Polizei das generelle Verbot von Anbau, Konsums und Verkauf von Hanf besser durchsetzen. Zwischen Bodensee und dem Luganer See verschwanden die Hanfläden so rasch, wie sie gekommen waren. Auch der Konsum schrumpfte nach Recherchen des Bundesamtes für Gesundheit. Falls die Schweizer am Sonntag Ja zur Hanfinitiative sagen, dürften Cannabis-Shops und Cannabis-Konsum jedoch wieder in Mode kommen.

Jan Dirk Herbermann

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