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Adolek Kohn.

© screenshot youtube

Auschwitz-Überlebender Adolek Kohn: "I will survive"

Der Mann ist 89 Jahre alt. Er tanzt mit seiner Tochter und drei Enkeln. Dass der Australier Adolek Kohn dieses nicht in seinem Wohnzimmer macht, sondern vor der Einfahrt mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ und sich dabei filmen lässt, bringt die weltweite Internetgemeinde in Aufruhr.

Kohn steppt nicht aus Langeweile, er tanzt, weil er die Gefangenschaft unter den Nazis überlebt hat und sich nun seines und des Lebens seiner Familie freuen kann. Es ist ein Video mit einer Botschaft: Ich lebe!

Es war die Idee der Künstlerin Jane Korman, ihren jüdischen Vater, einen ehemaligen Lagerhäftling in Auschwitz, nach 62 Jahren an dem Ort zu filmen, wo er die schlimmsten Verbrechen erleben musste. Bei einem Besuch der Konzentrationslager Auschwitz, Theresienstadt und Dachau bat die Künstlerin ihre Familie, diesen Linedance der besonderen Art zu tanzen. Der Disko-Ohrwurm „I will survive“ von Gloria Gaynor unterlegt im Video die Choreografie der Tänzer. Ausfallschritte, Hüftenschwünge und einige Unsicherheiten machen die Choreografie aus. In einer Szene macht Kohn das Victory-Zeichen – er steht vor einem der Öfen, in denen Leichen verbrannt wurden, auf seinem weißen T-Shirt steht ein Wort: Survivor, Überlebender.

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Über eine halbe Million Zuschauer haben das Video auf der Internetplattform Youtube gesehen. Und schnell gab es hitzige Kommentare: Die einen gratulieren überschwänglich zu der Idee, die anderen beschuldigen Kohn, respektlos zu sein. Der Künstlerin Korman wird vorgeworfen, mit einer gewollten Provokation lediglich für ihre eigene Person Werbung zu machen. Auch untereinander sind die Kommentatoren nicht zimperlich, beschimpfen sich und werfen einander mangelndes Geschichtsverständnis vor.

Das vierminütige Video endet mit einem schwarzen Bildschirm. Und dann schafft es Kohn mit seiner eigenen Verwunderung über die Situation, den Zuschauer nicht mit seinen Eindrücken alleine zu lassen. Aus dem Off sagt Kohn: „Hätte mir jemand gesagt, dass ich 63 Jahre später mit meinen Enkeln hier herkommen würde, hätte ich gesagt: Worüber redest du? Und hier sind wir. Das ist wahrhaftig ein historischer Moment.“ Und der BBC sagte Kohn: „Es war wichtig zu tanzen, weil wir am Leben sind, weil wir überlebt haben.“ Man glaubt ihm.

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