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Philipp Rösler: "Ich bin ein bekennender Christ"

Werden aus Neoliberalen demnächst Neofromme? Ganz so drastisch wird der Wandel wohl nicht, aber in Sachen Glauben tut sich durchaus viel bei den FDPisten.

Das christliche „pro-medienmagazin“ fragt hoffnungsvoll: „Wie katholisch wird die FDP?“ Ein Atheisten-Blog fragt sorgenvoll zurück: „FDP in katholischer Hand?“ Und in der Tat markiert der Übergang von Guido Westerwelle zu Philipp Rösler eine bislang kaum beachtete Zäsur. An der Spitze der traditionell antiklerikalen FDP, die in ihrem Programm von 1974 den Einfluss aller Kirchen strikt beschränken wollte, wird künftig ein bekennender Christ stehen, der seit drei Jahren auch Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist. „Mein Glauben gehört zu meinem festen Wertegerüst“, sagt Rösler, der regelmäßig mit seiner Familie den Gottesdienst besucht.

Werden aus Neoliberalen demnächst Neofromme? Ganz so drastisch wird der Wandel wohl nicht, aber in Sachen Glauben tut sich durchaus viel bei den FDPisten. Vor zwei Jahren gründete Röslers Kollege, Patrick Meinhardt, den Arbeitskreis „Christen in der FDP-Bundestagsfraktion“, der stetigen Zulauf hat. Der neue Gesundheitsminister, Daniel Bahr, ist ebenfalls gläubiger Katholik, ein anderer Aufsteiger, der EU-Parlamentarier Alexander Graf Lambsdorff, ist praktizierender Protestant.

Für Rösler leiten sich aus seiner christlichen Bindung programmatische Inhalte ab. Die kirchenkritische Haltung seiner Partei sei ein „Grundfehler“ gewesen, meint er, der Gottesbezug in der Präambel des Grundgesetzes ist ihm wichtig, Solidarität sei ein „urliberaler Gedanke“, und es ist „hilfreich für die Politik, wenn Menschen in einem Glauben verankert“ seien. In Vietnam geboren wuchs er zunächst in einem katholischen Waisenhaus auf, wurde mit neun Monaten von einem deutschen Ehepaar adoptiert. Zum Glauben fand der Mediziner erst als Erwachsener. Als junger Arzt arbeitete er in einem evangelischen Krankenhaus und war zutiefst beeindruckt von der spirituellen Kraft der Schwestern. Vor elf Jahren ließ Rösler sich dann taufen, seine damalige Freundin war seine Patin, in derselben Kirche haben die beiden später geheiratet.

Mit Röslers neuen Ämtern komplettiert sich das Bild der außerordentlich hohen Kirchenaffinität der Bundesregierung: Angela Merkel (Pastorentochter), Thomas de Maizière (Kirchentagspräsidium), Annette Schavan (katholische Theologin, ZdK), Wolfgang Schäuble (Evangelische Landeskirche Baden), Ursula von der Leyen (Evangelische Landeskirche Hannover), Kristina Schröder (Lutherische Bekenntniskirche).

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