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PORTRÄT BILL MAHER US-TALKMASTER:: „Ich bin realistisch und praktisch“

Mitt Romney ist ein blasser Wendehals, Rick Santorum ein Radikal-Kleriker, und Newt Gingrich ein Narziss – der Vorwahlkampf in den USA war für Polit-Talker ein gefundenes Fressen. Während den deutschen Talkshows die Fans weglaufen, während sich Gottschalk an einen letzten Strohhalm klammert und Harald Schmidt schon weg ist, hat sich in den USA eine Talk-Kultur etabliert, deren Anhängerschaft zunimmt: die Politik-Comedy.

Mitt Romney ist ein blasser Wendehals, Rick Santorum ein Radikal-Kleriker, und Newt Gingrich ein Narziss – der Vorwahlkampf in den USA war für Polit-Talker ein gefundenes Fressen. Während den deutschen Talkshows die Fans weglaufen, während sich Gottschalk an einen letzten Strohhalm klammert und Harald Schmidt schon weg ist, hat sich in den USA eine Talk-Kultur etabliert, deren Anhängerschaft zunimmt: die Politik-Comedy.

In dem von milliardenschweren Medienkonzernen kontrollierten Meinungsmarkt haben die großen Sender ihre Neutralität längst aufgegeben. Fox News ist der Sender der Rechten und bedient die niedrigen Instinkte der Sozialkonservativen. MSNBC predigt für die linke Gegenseite und CNN ist der zunehmend irrelevante Pausenclown. Wer gut informiert und unterhalten sein will, schaut Comedy Central, wo Jon Stewart und Stephen Colbert Kult-Formate aufgebaut haben. Oder geht zum Altmeister der politisch inkorrekten Unterhaltung: Bill Maher. Der 56-jährige Atheist steht mit seinen Positionen weit links, findet sich aber in erster Linie „realistisch“ und „praktisch“.

Das Konzept seiner Talkshow „Real Time“, die bei HBO läuft: Maher eröffnet mit einem klassischen Monolog zu den Themen der Woche, interviewt einen Experten aus Politik oder Wissenschaft, dann geht es zum Panel, einer Diskussionsrunde, in der durchaus die konservative Gegenseite die Mehrheit haben kann. An Mahers Tisch streiten Experten nicht nur mit dem Gastgeber, sondern auch untereinander, sie bekriegen sich, streiten und lachen über die bizarren Geschichten des Politik-Alltags. Das aktuelle Segment „Dispatches from the Bubble“ entlarvt die Propaganda der Republikaner, die im Wahlkampf gegen Obama ein Zerrbild ihrer Gegner entwerfen, um Wähler ins eigene Lager zu ängstigen. „Die Republikaner kämpfen nicht gegen Obama“, sagt Maher. „Sie kämpfen gegen einen radikal-islamischen Marxisten aus Kenia, der den Amerikanern ihre Waffen wegnehmen will – einen solchen Kandidaten gibt es nicht.“

Dabei schadet es Maher nicht, dass er alles andere als neutral ist, im Gegenteil. Er ist unverheiratet, fordert die Legalisierung von Marihuana und Prostitution, kämpft gegen Waffen und für Tierschutz, und hat gerade eine Million Dollar in den Wahlkampf von Barack Obama investiert. Den Scheck präsentierte er am Ende seines jüngsten Comedy-Specials „Crazy Stupid Politics“ – der Name war Programm.Lars Halter

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