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Meinung: „Ich bin ziemlich allein am G-8-Tisch“

Er ist der Sherpa von Bundeskanzlerin Angela Merkel, das heißt, Bernd Pfaffenbach bereitet für sie den Weltwirtschaftsgipfel in St. Petersburg vor.

Er ist der Sherpa von Bundeskanzlerin Angela Merkel, das heißt, Bernd Pfaffenbach bereitet für sie den Weltwirtschaftsgipfel in St. Petersburg vor. Typischerweise werden die Schlussdokumente auf Sherpa-Ebene schon vorher so weit abgestimmt, dass die Staats- und Regierungschefs sie eigentlich nur noch abnicken müssen. So ein Sherpa macht also hinter den Kulissen große Weltpolitik. Dabei gibt es den Titel formal gar nicht – Pfaffenbach ist beamteter Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.

Dort begann die Karriere des gebürtigen Kasselers vor 32 Jahren, dazwischen hat er vielen Herren an vielen Orten gedient. Helmut Kohl holte ihn ins Kanzleramt, unter Gerhard Schröder wurde der promovierte Volkswirt Abteilungsleiter für Wirtschaftspolitik, Kanzlerberater, schließlich beamteter Staatssekretär. Für jemanden, der sich wie Pfaffenbach im Wortsinne als Staatsdiener versteht, ist dies die höchste Sprosse auf der Karriereleiter. Dabei entspricht der 60-Jährige nicht dem Klischee des verstaubten Beamten. Er ist durch und durch Pragmatiker, er lacht gerne und laut, gibt sich stets jovial und zuversichtlich. E-Gitarre hat er früher gespielt, bis heute hat sich seine Leidenschaft für Van Morrison gehalten.

Allein steht er vor dem Petersburger Gipfeltreffen beim Thema Atomkraft, denn er hat eine Position zu vertreten, die von den anderen Teilnehmerländern nicht geteilt wird. Pfaffenbach ist solche Verhandlungspositionen gewohnt, den Atomausstieg hat er auch schon unter Rot-Grün international vertreten müssen. Es war keine Überraschung, dass Merkel den langjährigen Strippenzieher der Regierung, ausgestattet mit erstklassigen Kontakten in die Wirtschaft, auf seiner Position beließ.

Und so ist er am G-8-Tisch alles andere als allein – als einer der dienstältesten Sherpas kennt er jeden Teilnehmer und jeden Kniff genau. Er spricht Englisch und Französisch und ist mit dem russischen Sherpa Schuwalow per Du. Auf Etiketten wie neoliberal oder keynesianisch gibt er nichts. Mit der reinen Lehre könne man nicht alle Probleme lösen, sagte er einmal.

Trotzdem wünscht er sich mehr Wirtschaftsthemen bei den Gipfeln. Die Globalisierung aus makroökonomischer Sicht schwebt ihm als zentrale Fragestellung für den G-8-Gipfel 2007 vor. „Ich werde versuchen, die Kanzlerin zu überzeugen“, sagte er jüngst. Denn sie wird in einem Jahr Gastgeberin sein – auch wenn er dann wieder alles vorbereitet.

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