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Meinung: „Ich habe innere Stärke“

Mit 18 Jahren hatte er seinen ersten Auftritt in der Weltpolitik: Damals durfte Ban Ki Moon, Schüler aus einer südkoreanischen Provinzstadt, das Weiße Haus besuchen und zusammen mit anderen Schülern John F. Kennedy die Hand schütteln.

Mit 18 Jahren hatte er seinen ersten Auftritt in der Weltpolitik: Damals durfte Ban Ki Moon, Schüler aus einer südkoreanischen Provinzstadt, das Weiße Haus besuchen und zusammen mit anderen Schülern John F. Kennedy die Hand schütteln. Als ein amerikanischer Reporter damals nach seinen Zukunftsplänen fragte, antwortete der Teenager: „Ich will Diplomat werden.“ Ban Ki Moon hat beste Chancen, bald der wichtigste Diplomat der Welt zu werden. Am Montag gewann Ban, der seit 2004 Südkoreas Außenministerium führt, eine entscheidende Probewahl im Sicherheitsrat für das Amt des künftigen Generalsekretärs der Vereinten Nationen (UN).

Ban gilt als erfahrener Diplomat und freundlicher, wenn auch etwas zurückhaltender Mensch. Seine Karriere im Außenministerium begann er 1970 direkt nach der Universität. Ban stieg rasch auf. „Niemand arbeitet im Ministerium so hart wie er“, sagen südkoreanische Diplomaten. Seine Mitarbeiter müssen morgens ab 5 Uhr 30 zur Stelle sein. „Der Beruf kommt für mich vor der Familie“, sagt Ban, der verheiratet ist und drei Kinder hat und schon früher wichtige Posten bei den UN bekleidet hatte. Doch so gut der Südkoreaner als Verwalter sein mag, als politischer Vordenker oder Verfechter der Demokratie fiel er bislang nicht auf. In den vergangenen Jahrzehnten diente er verschiedenen Militärdiktaturen in Seoul, offenbar ohne dabei in Gewissenskonflikte zu geraten.

Sein möglicher Aufstieg an die Spitze der UN wäre für Südkorea, die elftgrößte Wirtschaftsnation der Erde, ein enormer Prestigegewinn. „Bans Kandidatur ist eine von Gott geschickte Gelegenheit für Südkorea, den Vereinten Nationen etwas zurückzugeben“, sagte der frühere südkoreanische Außenminister Han Seung Soo.

Berichten zufolge soll Seoul in den vergangenen Monaten armen Ländern in Afrika und Asien großzügige Wirtschaftshilfen versprochen haben, sollten diese Länder für den Südkoreaner stimmen. Ban dementiert dies. Er sei von der Negativkampagne „sehr enttäuscht“, erklärte er. Auch die Vorwürfe, dass er für eine Riesenorganisation mit 92 000 Blauhelmsoldaten und jährlichen Operationskosten von zwei Milliarden Dollar möglicherweise zu sanftmütig sei, weist er zurück. Im Westen verstehe man offenbar die „asiatischen Führungstugenden“ nicht richtig, erklärte Ban. „Ich habe innere Stärke.“

Harald Maass

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