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Meinung: „Ich habe viel Ungewöhnliches gemacht“

Der Mann gilt als versierter Jurist, der die direkte Ansprache liebt – was ihm gelegentlich Ärger einbringt. Auch die Gerichtsbarkeit nimmt Hasso Lieber davon nicht aus, wenn er es für nötig hält: So war von dem Berliner Anwalt und Vorsitzenden des Bundesverbandes ehrenamtlicher Richter nichts Schmeichelhaftes über das Düsseldorfer Landgericht zu hören, als es 2006 den Mannesmann-Prozess um deutsche Topmanager gegen Zahlung von Geldbußen einstellte: Es sei „mehr als ein juristischer Fehltritt“, nein, eine „völlig inakzeptable Entscheidung“, die das Vertrauen in die Justiz in ihren Grundfesten erschüttere, so Lieber damals.

Der Mann gilt als versierter Jurist, der die direkte Ansprache liebt – was ihm gelegentlich Ärger einbringt. Auch die Gerichtsbarkeit nimmt Hasso Lieber davon nicht aus, wenn er es für nötig hält: So war von dem Berliner Anwalt und Vorsitzenden des Bundesverbandes ehrenamtlicher Richter nichts Schmeichelhaftes über das Düsseldorfer Landgericht zu hören, als es 2006 den Mannesmann-Prozess um deutsche Topmanager gegen Zahlung von Geldbußen einstellte: Es sei „mehr als ein juristischer Fehltritt“, nein, eine „völlig inakzeptable Entscheidung“, die das Vertrauen in die Justiz in ihren Grundfesten erschüttere, so Lieber damals.

Nun ist der 60-jährige Sozialdemokrat neuer Justizstaatsekretär in Berlins Senatsverwaltung, zuständig für Gerichte, Staatsanwaltschaften und den in der Medikamentenaffäre in die Schlagzeilen geratenen Strafvollzug. Sie schätze Lieber als „klaren Analytiker, als klugen Kopf“, insbesondere aber seine „Teamfähigkeit und Loyalität“, sagt Senatorin Gisela von der Aue. Die frühere Brandenburger Rechnungshofpräsidentin macht einen langjährigen Vertrauten zum Nachfolger von Christoph Flügge, der in der Berliner Justiz so etwas wie eine Institution war.

Nun ist es Lieber gewohnt, dass ihm Skepsis entgegenschlägt, wenn er Neuland betritt. So war es, als der Amtsrichter aus Bochum, der 1990 als Aufbauhelfer nach Brandenburg kam, dort die SPD-Landtagsfraktion beriet und später ins Innenministerium wechselte, 1998 Chef des Verfassungsschutzes wurde. „Ich habe im Leben schon viele ungewöhnliche Dinge gemacht“, sagte er damals. Vorher, als Chef der Kommunalaufsicht, war er bei Bürgermeistern und Landräten gefürchtet. Und stieß dennoch an Grenzen: Unpopuläre Pläne für eine Gemeindereform ließ die Stolpe-Regierung in der Schublade. Auch zum Aufräumen im bis dato schwachen Verfassungsschutz kam Lieber nicht.

Vielmehr erfuhr er schnell, wie glatt das politische Parkett sein kann: Nach der Landtagswahl 1999 orakelte der Verfassungsschutzchef in einem TV-Magazin unbedacht über Ungereimtheiten bei der Listenaufstellung der rechtsradikalen DVU und löste damit Spekulationen über Neuwahlen aus. Der neue CDU-Innenminister Jörg Schönbohm versetzte ihn Ende 1999 in den einstweiligen Ruhestand.

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