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Meinung: „Ich kam, um ALCA zu beerdigen“

Es ist der bisher größte Triumph des Hugo Chávez. Der vierte Amerika-Gipfel im argentinischen Badeort Mar del Plata endete ohne eine gemeinsame Abschlusserklärung über die von den USA angestrebte Freihandelszone (ALCA).

Es ist der bisher größte Triumph des Hugo Chávez. Der vierte Amerika-Gipfel im argentinischen Badeort Mar del Plata endete ohne eine gemeinsame Abschlusserklärung über die von den USA angestrebte Freihandelszone (ALCA). Während George W. Bush vor dem Ende des Gipfels entnervt abreiste, jubelte Chávez über die Niederlage von „Mr. Danger“, wie er Bush nennt. „Ich kam, um ALCA zu beerdigen“, hatte Chávez im Regencape vor 40000 Menschen im Fußballstadion von Mar del Plata angekündigt. Dann schlüpfte der 51-jährige ehemalige Fallschirmjäger in Anzug und Krawatte und stand in den Verhandlungen „wie ein Fels gegen ALCA“.

Zwar gab es unter den 34 Staatschefs etliche, die die Freihandelszone unterstützen. Doch entscheidende Länder wie Argentinien, Brasilien und Venezuela sehen sie skeptisch oder lehnen sie rundheraus ab. Chávez bezeichnet ALCA „als den jüngsten Versuch des imperialen Adlers USA, seine Klauen in das Fleisch Lateinamerikas zu schlagen“. Abseits dieser Rhetorik leistete der Sohn eines Grundschullehrers Überzeugungsarbeit, indem er etwa Argentinien Teile seiner Auslandsschulden abnahm oder Erdöl zu günstigen Konditionen an andere Länder Lateinamerikas verkauft. Als weltweit fünftgrößter Erdölproduzent kann Venezuela sich das leisten. Seit Chávez 1998 zum Präsidenten gewählt wurde, hat er das in Lateinamerika virulente Misstrauen gegen die USA in einem alternativen Politikprojekt kanalisiert. Als ALCA auf dem Tisch lag, zauberte Chávez ALBA aus dem Hut, das einen südamerikanischen Handelsraum vorsieht. In Venezuela investiert er in umfangreiche Programme für Bildung und Gesundheit.

Chávez wird oft als Populist bezeichnet. In Lateinamerika steht das für Volksnähe. Der Kreole gilt als begnadeter Erzähler, der lateinamerikanische Mythen wirksam in den politischen Diskurs einflicht. Wenn er seinen „Sozialismus für das 21. Jahrhundert“ darlegt, beginnt er mit Jesus und kommt über Thomas Jefferson, Simón Bolívar und Ché Guevara schließlich bei sich selbst an.

Als Jugendlicher wollte Chávez Priester werden, entschied sich aber für die Militärakademie und brachte es bis zum Kommandanten. 1992 führte er einen Putsch an, der scheiterte. Von Napoleon habe er gelernt, dass es die historische Stunde, die strategische Minute und schließlich die taktische Sekunde gebe. In Mar del Plata so scheint es, hatte Chávez die Zeit auf seiner Seite.

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