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Meinung: „Ich liebe Demokratie“

Im weiß-blauen Batikhemd kommt Susilo Bambang Yudhoyono zur Wahl. Das ist nationalistisch, vornehm und gleichzeitig locker.

Im weiß-blauen Batikhemd kommt Susilo Bambang Yudhoyono zur Wahl. Das ist nationalistisch, vornehm und gleichzeitig locker. Er strahlt nicht, Indonesier wollen in wichtigen Momenten möglichst würdevoll erscheinen. Yudhoyonos Auftritt ist perfekt, wie immer. „Er ist souverän“, meint der Soziologe Daniel Sparringa, „er strahlt Weisheit aus, ohne anzugeben.“ Wenn sich nicht alle Wahlforscher täuschen, wird Yudhoyono Präsident.

Susilo Bambang Yudhoyono, genannt SBY, ist 53 Jahre alt. Selten zeigt er Emotion, seine tiefe Stimme hat Autorität. Nie hebt er sie, das hat nicht nötig, wer Dreisternegeneral im Militärregime von Suharto war. 1998, als Suharto stürzte, kamen Demokratie – und ein neuer Yudhoyono. „Ich habe die Uniform abgelegt, um Politiker zu werden. Ich bin Demokrat“, sagt SBY. Er war Sicherheitsminister in zwei Reformkabinetten, das Ministerium für Bergbau- und Energie hat er auch schon geleitet.

Viele Wähler mögen die Kombination von Suharto- und Reformerfahrung. Sie möchten nicht zurück zur Militärherrschaft, wollen aber eine starke Führungsperson, die präsidial auftritt, ohne grob zu sein – also Yudhoyono. Sind nur Indonesier im Raum, ist er meist ein halben Kopf größer als alle anderen. SBY hat Glück, dass mit Wiranto, dem die Wähler nicht vertrauen, ein höherer Suhartogeneral im Rennen ist. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Wiranto hat den Diktaturstallgeruch quasi monopolisiert, nur deshalb ist SBY ziemlich frei davon.

Leutnantssohn SBY heiratete die Tochter eines Generals, wurde in Suhartos Militärakademie indoktriniert und war später im annektierten Osttimor im Einsatz. 1996, als Soldaten in Jakarta das Büro einer Oppositionspartei stürmten und dabei Dutzende starben, war Yudhoyono Stabschef des Wehrbereichs Jakarta. Heute fragen wenige, ob SBY Blut an den Händen hat. Vielleicht, weil er erst am Ende der Militärherrschaft bekannt wurde, und zwar als sauberer, politischer General, der Militärreformen propagierte.

In seinem Lebenslauf gibt Yudhoyono tolle Sachen an: militärische Ausbildung und Managementstudium in den USA, Panzerabwehrschulung in Deutschland, an der er gar nicht teilnahm, und Einsatz als Chef-Militärbeobachter der UN in Bosnien-Herzegowina. „Wir finden seinen Namen nicht“, sagt UN-Sprecher David Wimhurst, „aber unsere Dokumente haben Lücken.“ Würde der geschmeidige Exgeneral als Präsident an Indonesiens Demokratie rütteln? „Nein! Ich liebe Demokratie!“, sagt SBY.

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