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Meinung: „Ich mache mich stark für die Ganztagsschule“

Ist doch alles voll normal, möchte Ingrid Sehrbrock den Delegierten sagen, indem sie Norbert Blüm zitiert. „Wer Harmonie sucht, der muss in einen Gesangverein gehen“, hat der alte Kämpe der christdemokratischen Arbeitnehmerschaft gesagt.

Ist doch alles voll normal, möchte Ingrid Sehrbrock den Delegierten sagen, indem sie Norbert Blüm zitiert. „Wer Harmonie sucht, der muss in einen Gesangverein gehen“, hat der alte Kämpe der christdemokratischen Arbeitnehmerschaft gesagt. Daran erinnert Sehrbrock die Delegierten des DGB-Kongresses. Auch Kampfkandidaturen gehören zum politischen Geschäft, sagt Sehrbrock und gibt sich dabei so gelassen, als sei die Kandidatur Ursula Engelen-Kefers so normal wie früher die Wahlsiege ihres Parteivorsitzenden Helmut Kohl. Was vor ein paar Monaten undenkbar war, passiert am Dienstag in Berlin: Das CDU-Mitglied Sehrbrock bekommt von den DGB-Delegierten mehr Stimmen als die sozialpolitische Institution Engelen-Kefer.

Seit 1999 ist Sehrbrock im DGB-Bundesvorstand, in den kommenden Jahren nun als stellvertretende Vorsitzende. Auffallen wird sie in der neuen Funktion nicht viel mehr als in den vergangenen Jahren auch. Die Studienrätin ist leise und unscheinbar, ihr bisheriges Lieblingsthema als DGB-Vorstandsmitglied, die Beamten, passt perfekt zu ihr. Vermutlich wurde sie von den Chefs von IG Metall und Verdi wegen ihrer Unauffälligkeit ausgesucht. Und DGB-Chef Michael Sommer erhofft sich über sie einen guten Draht in die Union hinein.

In Offenbach 1948 „in einer Arbeiterfamilie“ geboren, lernt sie Drogistin und macht auf dem zweiten Bildungsweg Abitur. Dann studiert sie auf Lehramt, unter anderem mit den Fächern Anglistik und Chemie. 1976 tritt sie in die ÖTV ein, 1985 wird sie in den Vorstand der christdemokratischen Arbeitnehmerschaft CDA gewählt. Sie arbeitet als Bundesgeschäftsführerin der Frauen-Union und geht für zwei Jahre als so genannte Sozialreferentin nach Prag und Bratislava. Dort, mit dem Blick von außen, habe sie viel über Deutschland gelernt, sagt sie in ihrer Vorstellungsrede.

Programmatische Aussagen gibt es auf Nachfrage. „Ich mache mich stark für die Ganztagsschule“, sagt Sehrbrock zu den Delegierten, weil das „mehr Chancengleichheit als bisher“ bringe und bekommt dafür ebenso Applaus wie für das Bekenntnis zum gesetzlichen Mindestlohn, für den dieser Kongress „den Knoten durchschlagen“ müsse. Da wird sie sogar mal ein kleines bisschen laut, die Katholikin, der ansonsten jedes kämpferische Gehabe und Getöse in den sozialpolitischen Debatten abgeht. Es wird leiser an der Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

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