zum Hauptinhalt

Meinung: „Ich war meistens der Jüngste“

Wenn das nicht mal eine handfeste Überraschung ist. Ulrich Wilhelm wird Regierungssprecher von Angela Merkel – schon seine Sprachfärbung verrät: Er ist Bayer.

Wenn das nicht mal eine handfeste Überraschung ist. Ulrich Wilhelm wird Regierungssprecher von Angela Merkel – schon seine Sprachfärbung verrät: Er ist Bayer. Lange Jahre, zwölf genau, war er an Edmund Stoibers Seite, zum Schluss von 1998 bis 2003 als Regierungssprecher. Stoiber hatte ihn – damals noch als Innenminister des Freistaats – Mitte der 80er Jahre kennen gelernt. Da war Ulrich Wilhelm noch Journalist und Stoiber im Laufe zahlreicher Praktika, später dann für den Bayerischen Rundfunk, mehrmals begegnet. Das muss Stoiber beeindruckt haben.

Obwohl sie sich vielleicht auch früher hätten begegnen können. Weil doch der Herr Papa, Paul Wilhelm, ewig Landtagsabgeordneter war, drei Jahre Bayerns Bevollmächtigter beim Bund (allerdings unter Max Streibl, den Stoiber ablöste) und bis 2003 Vorsitzender im Ausschuss für Hochschule, Forschung und Kultur.

Ulrich Wilhelms Karriere im Zeitraffer – was angemessen ist, weil bei ihm alles so schnell ging: Mit fünf eingeschult, zwischendurch Luftwaffensoldat, Jura-Studium nach acht Semestern „glorreich bestanden“ und „nebenbei noch eine Ausbildung zum Journalisten gemeistert“, wie die „Bayerische Staatszeitung“ anerkennend vermerkt. Seit 2004 ist er der jüngste Amtschef eines Ministeriums in der Staatsregierung, „der Junior“.

Bei der Deutschen Journalistenschule hatte sich Wilhelm eher zufällig beworben, seine Eltern hatten ihn auf die Zeitungsanzeige aufmerksam gemacht. Nach den Jahren als Regierungssprecher, in denen ihn Merkel kennen lernte, war der Mittvierziger als Ministerialdirektor zu Thomas Goppel ins Ressort für Wissenschaft und Kunst gewechselt. Auf seinen Wunsch. Mit Stoiber und ihm schien es nicht mehr so recht zu gehen; Wilhelm hat schon auch seinen eigenen Kopf. Im Ministerium konnte der zweifache Vater endlich ohne schlechtes Gewissen tun, was er lange aus Zeitmangel nicht konnte: Theater und Museen besuchen.

Es gibt übrigens aus der Pinakothek der Moderne ein Foto von ihm, das zur neuen Aufgabe passt: schwarzer Anzug, rote Krawatte. Gut, so banal würde es Wilhelm nicht machen und auch nicht reden. Er kennt die Nöte der Journalisten, ist immer im Stoff, dazu ungekünstelt freundlich, lustig kann er sein und, auch das, ein bissel ironisch. „Alert“ nennt ihn die „Staatszeitung“, was zitiert werden muss, weil es damit irgendwie amtlich ist. Übersetzt heißt das Wort: munter, frisch. Ja, das ist er. cas

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false