zum Hauptinhalt

Meinung: „Ich war nur Vermittler“

Er gilt als Mann für aussichtslose Fälle. Der Name Martti Ahtisaari fällt immer dann, wenn es in einem internationalen Konflikt keinen Ausweg mehr zu geben scheint.

Er gilt als Mann für aussichtslose Fälle. Der Name Martti Ahtisaari fällt immer dann, wenn es in einem internationalen Konflikt keinen Ausweg mehr zu geben scheint. So wie in der indonesischen Provinz Aceh, wo seit fast drei Jahrzehnten Bürgerkrieg herrscht. Dem früheren finnischen Präsidenten ist es jetzt gelungen, die Regierung und die nach Unabhängigkeit strebenden Rebellen erstmals seit 20 Monaten an einen Tisch zu bekommen.

Der gelernte Volksschullehrer, der früh als Diplomat Karriere machte, wurde international als UN-Sonderbeauftragter für Namibia bekannt. Dort lernte der spätere UN-Untergeneralsekretär auch, wie schwer das Geschäft des Vermittlers sein kann. Seinen bisher größten Erfolg feierte Ahtisaari im Kosovo-Konflikt: Im Juni 1999 rang er dem damaligen jugoslawischen Staatschef Slobodan Milosevic die Zustimmung zum Kosovo-Friedensplan ab. Bundeskanzler Gerhard Schröder war derart beeindruckt von dem Erfolg des Finnen, dass er ihn beim EU-Gipfel in Köln spontan umarmte.

Dass Ahtisaari aus Finnland kommt, war für ihn auf internationalem Parkett stets von Vorteil: Dem Staatschef des neutralen Landes vertrauten nicht nur EU und Nato, sondern auch Russland. Selbst Nordirlands IRA ließ den Finnen ihre Waffenlager inspizieren. Kurz nach dem US-geführten Golfkrieg 1991 ging Ahtisaari mit einer UN-Mission in den Irak und kritisierte, dass das Land in ein vorindustrielles Zeitalter gebombt worden sei. Aber dieser Bericht hat sein gutes Verhältnis zu Washington nicht nachhaltig trüben können. Vor dem Irak-Krieg 2003 soll Ahtisaari bei den UN sogar für eine Vermittlermission in letzter Minute im Gespräch gewesen sein.

Die hohe internationale Anerkennung für Ahtisaari stieß im eigenen Land anfangs auf Verwunderung. Ein volksnaher Staatschef wurde der bedächtige, schwerfällig wirkende Karelier nie. Seine Landsleute machten ihm seine vielen Auslandsreisen zum Vorwurf. Auf diplomatischem Parkett fühlte sich der 67-Jährige wohler als in der Innenpolitik. Der 1994 direkt gewählte Staatschef stürzte in den Umfragen ab und trat deshalb bei der Wahl 2000 nicht mehr an.

Heute hat sich Ahtisaari von internationalen Organisationen unabhängig gemacht: Mit der von ihm gegründeten „Crisis Management Initiative“ konnte er schnell handeln, als ihn Indonesien um Hilfe bat. Ob es wirklich zum Frieden kommt, kann er noch nicht absehen. Für ihn ist das wie beim Angeln: „Der Lachs ist ein so guter Fisch – er ist es wert zu angeln, auch wenn man ihn nicht fängt.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false