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Meinung: „Ich werde das Schiff weiter sicher steuern“

Hat Dieter Lenzen die Türen zu den Hinterzimmern Zehlendorfer Kneipen tatsächlich für immer zugeschlagen? Im „Dahlemer Dorfkrug“, wo der FU-Präsident sich regelmäßig mit Michael Braun, dem CDU-Kreisvorsitzenden von Steglitz-Zehlendorf, trifft, wurde die Idee von Lenzens Spitzenkandidatur für die Berliner CDU geboren.

Hat Dieter Lenzen die Türen zu den Hinterzimmern Zehlendorfer Kneipen tatsächlich für immer zugeschlagen? Im „Dahlemer Dorfkrug“, wo der FU-Präsident sich regelmäßig mit Michael Braun, dem CDU-Kreisvorsitzenden von Steglitz-Zehlendorf, trifft, wurde die Idee von Lenzens Spitzenkandidatur für die Berliner CDU geboren. Am Wochenende stießen noch andere Lokalmatadore zur Klüngelrunde. Doch wenig später meldeten sich Zweifler aus der Union zu Worte, die sich Lenzen höchstens als Wissenschaftssenator vorstellen können. Der 57-Jährige reagierte mit einer Pressemitteilung in eigener Sache: „FU-Präsident Lenzen wechselt nicht in die Landespolitik.“

Einen Schlussstrich unter die Spekulationen zieht Lenzen damit nicht. Natürlich nicht. Denn Lenzen gefällt es, im Gespräch zu sein. Der „Politcharmeur“ sei ein wenig eitel, heißt es aus der Union. So ist Lenzens vermeintliche Absage in Wahrheit eine vor Selbstbewusstsein strotzende Bewerbung um die Spitzenkandidatur. Bildung ist Zukunft, also kann ein Bildungsexperte alle großen Herausforderungen stemmen, lautet die Botschaft des Erziehungswissenschaftlers: „Arbeitslosigkeit, die Alterung unserer Gesellschaft, das Gesundheitswesen, Verkehr, Justiz und innere Sicherheit“. Ein ehrgeiziges Programm. Und dann stellt Lenzen seine Führungsqualitäten heraus. Die einst von schweren Grabenkämpfen geschüttelte FU und ihre Leitung könnten als „Vorbild für gesellschaftlichen Konsens“ und „das Land“ (Berlin oder sogar Deutschland?) betrachtet werden – und erst recht für die zerstrittene Berliner CDU.

Kann er das ernst meinen? Angela Merkel nimmt ihn ja ernst. Denn sie ärgert sich – für Lenzen äußerst schmeichelhaft – über seine Umtriebe. Die Kanzlerkandidatin wünscht sich für die am Boden liegende Union in der Hauptstadt eine Autorität aus den eigenen Reihen und keinen schillernden parteilosen Professor. Aber Lenzen liebt die Provokation. Er ist noch keinem Streit ausgewichen: ob er für die Einschulung Vierjähriger plädiert, Lehrern mit Burn-out-Syndrom mangelnde Professionalität attestiert oder Migrantenkinder dem Verdacht niedrigerer Intelligenz aussetzt.

Er werde das Schiff „weiter sicher und kontinuierlich durch schwere See steuern“, verspricht Lenzen, in seiner Freizeit Kapitän eines Motorschiffes, der FU jetzt in seiner Presseerklärung. Das nächste Ziel sieht er schon am Horizont.

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