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Meinung: „Ich werde nicht …

… zurücktreten.“ Sagt Gloria Arroyo, das 153 Zentimeter kleine Energiebündel in Designerkostümen, das die Philippinen regiert.

… zurücktreten.“

Sagt Gloria Arroyo, das 153 Zentimeter kleine Energiebündel in Designerkostümen, das die Philippinen regiert. Sie ist im Palast aufgewachsen, ihr Vater war Präsident. Sie hat in den USA Ökonomie studiert, mit Bill Clinton. Arroyo ist selbstbewusst. Gerade verteidigt sie dickköpfig ihre wackelnde Präsidentschaft. „Ich habe den Wahlausgang nicht beeinflusst, ich wollte nur meine Stimmen beschützen“, sagt sie. Mit einer Entschuldigung sollte vom Tisch sein, dass sie bei der Wahlkommission anrief, als dort die Stimmen der Präsidentschaftswahl ausgezählt wurden. Hat sie aus Sorge angerufen, Konkurrenten könnten schummeln? Möglich. Hat sie zu ihren Gunsten schummeln lassen? Auch möglich. Arroyo wollte am Telefon hören, dass sie mit einer Million Stimmen Vorsprung gewinnen werde. So kam es.

Bei „Gloria-Gate“ geht es auch um Arroyos Wirtschaftspolitik – und um Skandale, in die Ehemann, Sohn und Schwager verwickelt sind. Sie sollen durch illegales Glücksspiel Geld gemacht haben. Aber die Präsidentin distanziert sich seit Jahren gekonnt von Verwandten mit Korruptionsgeruch. Ihren Ehemann hat Arroyo nun ins Exil geschickt. Arroyo steckt in der Krise, weil ausgerechnet inmitten der Familienskandale und kurz vor Inkrafttreten der Steuererhöhung diese Aufnahmen von Telefonaten mit der Wahlkommission auftauchten. Die Bänder lagen ein Jahr lang in einer Schublade. Sie wurden just während einer Schwächephase Arroyos lanciert. Es war kein Zufall: Jemand will Arroyo stürzen – und das fünf Jahre vor Ablauf ihrer Präsidentschaft.

Der Angriff zielt auf ihre Achillesferse: die Glaubwürdigkeit als selbst ernannte Sauberfrau. Klar, die Opposition fordert den Rücktritt. Ihre Freunde haben es da schwieriger. Ist Arroyo Wahlbetrügerin oder nicht? Bleibe ich im Arroyo-Lager? Expräsidentin Aquino hat sich abgewandt, Expräsident Ramos nicht. Zehn Minister sind zurückgetreten, 30 nicht. Ein Wirtschaftsverband will Rücktritt, ein anderer nicht. Polizei- und Militärführung, bei der letzten Krise 2001 Zünglein an der Waage, sagen bislang nichts. Die mächtigen Bischöfe sind uneinig. Große Demonstrationen gab es noch nicht, aber am Mittwoch soll es losgehen.

Viele Regierungschefs wären längst gegangen. Arroyo schlendert trotzig über Manilas Küstenpromenade, ganz in Weiß. Ganz unschuldig? Wer sie loswerden wolle, möge das doch bitte per Amtsenthebungsverfahren probieren.

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