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Meinung: „Im Namen der …

… Gerechtigkeit will ich Zeugin für die Unterdrückten sein." Der Fremde“ von Camus war das erste Buch, das Bianca Perez Morena de Macias beeindruckte, als sie Mitte der 60er nach Paris ging.

Von Caroline Fetscher

… Gerechtigkeit will ich Zeugin für die Unterdrückten sein."

Der Fremde“ von Camus war das erste Buch, das Bianca Perez Morena de Macias beeindruckte, als sie Mitte der 60er nach Paris ging. Dort studierte die Nicaraguanerin Politikwissenschaften – sie wollte die Welt verändern. Ihre Vorbilder wurden Voltaire, Rousseau und Gandhi. Doch fremd wurde sie sich bisweilen selbst, nachdem sie 1971 den Sänger der Rolling Stones, Mick Jagger, geheiratet hatte, und Glamour statt Politik ihr Leben bestimmte. Bald bewegte sie die Band dann zu einem Benefizkonzert für Erdbebenopfer in Nicaragua.

Im Auftrag des Roten Kreuzes besuchte sie Flüchtlingslager und Gefängnisse in Diktaturen Südamerikas. „Das war der Wendepunkt in meinem Leben“, sagt sie heute. Gestern wurde Bianca Jagger für ihr Engagement der „Alternative Nobelpreis“ zuerkannt, der von Jakob Uexküll gestiftete „Right Livelihood Award“. Ohne Frage hat Bianca Jagger das verdient.

Geboren in Managua, am Ende des Zweiten Weltkrieges, im Mai 1945, wuchs sie bis zur Scheidung ihrer Eltern in wohlhabenden Verhältnissen auf. Dann, ab dem zehnten Lebensjahr, sah sie, wie ihre nun hart arbeitende Mutter von Nachbarn und Verwandten diskriminiert wurde. Sie hörte auch, wie die politisch bewusste Mutter auf das Somoza-Regime schimpfte. Tochter Bianca wurde schließlich zur Aktivistin, eine Rolle, der sie sich seit der Trennung von Jagger 1979 ausschließlich widmet. In den USA sprach sie vor dem Kongress über Menschenrechte, sie engagiert sich im Vorstand von Amnesty International in New York, ist aktiv für Human Rights Watch und gegen die Todesstrafe. Ab 1993 besuchte sie Opfer des Krieges im ehemaligen Jugoslawien, insbesondere vergewaltigte bosnische Frauen. Vehement setzt sie sich seither für die Verhaftung der Kriegsverbrecher Ratko Mladic und Radovan Karadzic ein. Als „Zeugin des Unrechts“ bereiste sie Bosnien und Kosovo, Afghanistan und den Irak, Pakistan und Brasilien. Immer wieder spricht sie mit zum Tode Verurteilten, mehrmals beharrte sie darauf, bei deren Hinrichtung anwesend zu sein.

Bianca Jagger weiß, wovon sie spricht. Nichts verabscheut sie daher mehr, als reduziert zu werden auf das Etikett „Mick Jaggers Exfrau“. Wer sie bei der Arbeit erlebt, der sieht die zierliche Frau rastlos Notizen machen und aufmerksam zuhören. „Pausen ertrage ich nicht“, sagte sie einmal im Gespräch. „Ich würde zusammenbrechen.“

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