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Meinung: Immer wieder Düsseldorf

Der Deutsche Bank-Chef sollte seinen Job ruhen lassen

Josef Ackermann ist ein viel beschäftigter Mann. Gestern Dubai, heute Frankfurt, morgen New York. In Zukunft regelmäßig Düsseldorf. Der Chef der Deutschen Bank macht sich keine Gedanken über die 38,5-Stunden-Woche. Um vier Uhr nachmittags ist „Joe“ vermutlich zuletzt als Lehrling aus dem Büro gegangen. Bedauern muss ihn dafür niemand, denn das Schmerzensgeld ist üppig. Ackermann zählt zu den bestbezahlten Managern Deutschlands.

Doch der braucht in Zukunft viel Zeit. Der bekannteste deutsche Banker wird jetzt regelmäßig ins Rheinland müssen, nach Düsseldorf, um sich dort vor Gericht in der Mannesmann-Affäre zu verteidigen. Verteidigen gegen schwerwiegende Vorwürfe der Veruntreuung von Millionen Euro zu Lasten des Unternehmens und seiner Aktionäre. Über Monate, wenn nicht Jahre, werden Details aus Aufsichtsratsprotokollen, Briefwechseln und Besprechungen ausgewertet. Schließlich muss geklärt werden, wann wer etwas wusste und warum welche Entscheidungen gefallen sind. Die Richter wollen hören, was er, Josef Ackermann, dazu sagt.

Noch immer haftet der Mannesmann-Übernahme durch den britischen Mobilfunker Vodafone der Ruch „gekauft“ an. Denn anfangs war es eine feindliche Attacke. In Düsseldorf geht es um mehr als „Peanuts“, die einer seiner Vorgänger – wenn auch in anderer Sache – in die Welt geplappert hatte. Für Ackermann geht es um seine Reputation. Ein Topbanker, der leichtfertig mit dem Vermögen anderer umgeht – das kann Ackermann nicht auf sich sitzen lassen. Das kann auch kein noch so gewiefter Anwalt stellvertretend erledigen. Diese Verteidigung erfordert den ganzen Ackermann.

Wenn der Banker seine eigene Verteidigung auch nur halbwegs ernst nimmt, dann kann er unmöglich nebenbei die Deutsche Bank führen. Sein Job jagt ihn fast jede Woche rund um die Welt. Die Deutsche Bank ist nicht irgendwer, sie ist eines der größten Geldinstitute der Welt. Selbst in der Hochburg des Kapitalismus spielen die Deutschbanker um ihren Chef „Joe“ inzwischen eine herausragende Rolle.

Ackermanns Neigung, die Mannesmann-Affäre aus dem Blickwinkel des weltgewandten Bankenmanagers herunterzuspielen, könnte ihm gefährlich werden. Und auch der Deutschen Bank, die schließlich bei jedem Satz über das Gerichtsverfahren in Zukunft (mit-)genannt werden wird. Ackermann muss deshalb seinen Job für die Dauer des Verfahrens ruhen lassen – ob er will oder nicht.

Übrigens: Früher hätte sich Ackermann – zumindest formal – von seinen Vorstandskollegen vertreten lassen können. Da galt noch das Kollegialprinzip mit einem „Sprecher des Vorstands“. Diesen Ausweg hat er sich selbst verbaut, weil er das traditionsreiche Führungssystem abschaffte. Jetzt hat die Deutsche Bank nur noch einen Chef – Josef Ackermann. Und der muss vor Gericht.

Dieter Fockenbrock

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