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Innere Führung: Goldener Leitstern

Innere Führung – ein Mythos, aber einer, der nicht verblasst. Er glänzt zum goldenen Jubiläum. 50 Jahre gibt es den Beirat für Fragen der ""InFü" aus zivilen Persönlichkeiten, und das wird gefeiert, dass es eine Art hat: im Jüdischen Museum, mit Bundeskanzlerin und Verteidigungsminister. Die Bundeswehr kann sich freuen.

Und die Gesellschaft insgesamt. Denn Innere Führung ist keine bloße Sozialtechnik. Sie ist für die Armee eine Errungenschaft historischen Ausmaßes: Das Leitbild des „Staatsbürgers in Uniform“ hilft, die Bundeswehr in die demokratischen Strukturen zu integrieren. Der Erfolg der komplexen Idee von zeitgemäßer Führung belegt, dass innere Ordnung und Rolle der Streitkräfte demokratieverträglich sind.

Deutsche Soldaten kennen zwar seit dem 19. Jahrhundert, aus dem preußischen Heer, das „Führen mit Auftrag“, oft auch nicht ganz zutreffend „Auftragstaktik“ genannt. Will sagen: Der Auftrag nennt das Ziel und gibt Freiheiten bei der Wahl des Weges. Das sichert Flexibilität und Selbstständigkeit. Aber die Innere Führung als Konzept der „Parlamentsarmee“ – die die Bundeswehr nach höchstrichterlichem Bescheid ist – geht darüber hinaus.

Weltweit beachtet ist der Versuch, Hierarchien, das Prinzip von Befehl und Gehorsam und den demokratischen Gestus miteinander zu verbinden. Das ist nach all dem Leid und Tod bis 1945 einsichtsvollen Offizieren zu verdanken. Ihre Namen: Speidel, Heusinger, Kielmansegg, besonders de Maizière und Graf Baudissin.

Die „Zentrale Dienstvorschrift 10/I“ ist das Herzstück der Bundeswehr. Legitimität, Integration und Identität des Soldatenberufs in der Bundesrepublik beruhen darauf. Wer dem Staat dient, hat doch das Recht, frei an gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen teilzuhaben, zum Beispiel als Fachmann bei Diskussionen seine Meinung zu sagen. Wo es nicht Loyalitätspflicht und Vertraulichkeit verbieten. Der Soldat kann also politisch Handelnder sein, in der Spannung zwischen Rechten und Pflichten, zwischen Staatsdiener und Staatsbürger.

Nun ist die Welt im Wandel und darum die Bundeswehr geradezu permanent im Umbruch. Lange galt: Der Frieden ist der Ernstfall, wie Gustav Heinemann sagte, einst Justizminister, später Bundespräsident. Heute wird „Deutschlands Freiheit am Hindukusch verteidigt“. Den Begriff prägte der vormalige Verteidigungsminister Peter Struck. Kämpfen zu können, um nicht kämpfen zu müssen – so ist es nicht mehr. Hat damit womöglich die Innere Führung einer Armee für den Frieden ausgedient?

In keinem Fall. Gerade jetzt bewährt sie sich. Lage und Auftrag der Bundeswehr erfordern mündige Soldaten, befähigt zu (eigen-)verantwortlichem Handeln. Die Organisationsform, die lässt sich allerdings weiterentwickeln: Durch einen eigenständigen zivilen Beauftragten des Ministers, der militärischen Führung gleichgestellt, aus ihrer Hierarchie herausgelöst. Damit die Innere Führung jeden Angriff übersteht, von innen wie von außen.

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