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Interview: Ratschläge vom Nachbarn

Horst Köhlers unverschnörkeltes Auftreten und das Fehlen jeglicher Scheu vor persönlichen Wertungen sind auch für das Sommerinterview im ZDF kennzeichnend gewesen.

Horst Köhlers Start als Bundespräsident war für ihn persönlich schwierig. Er kannte sich im politischen Geschäft nicht genug aus, sorgfältiges Abwägen der Worte war ihm fremd. Zu taktieren lag ihm nicht. Außerdem hatten ihn, was sich als großer Fehler erwies, seine Berater nur schleppend gerade mit jenen gesellschaftlichen Gruppierungen in Kontakt gebracht, die nicht zum Gefolge von Union und Liberalen gehörten. So blieb er im öffentlichen Bewusstsein zu lange der Präsident von Gnaden Merkels und Westerwelles. Aber seine unangepasste Spontaneität hat ihm viele Sympathien in der Bevölkerung eingebracht. Dieses unverschnörkelte Auftreten und das Fehlen jeglicher Scheu vor persönlichen Wertungen sind auch jetzt wieder kennzeichnend für das Sommerinterview, das er dem ZDF gab. Wann hörte man das schon einmal – einen Bundespräsidenten, der nacheinander den Streit der Koalitionsparteien kritisiert, eine weitere Senkung der Lohnnebenkosten fordert und dem Innenminister Verhaltensregeln mitgibt? Es klingt alles ein bisschen wie gute Ratschläge von einem geschätzten Nachbarn, nicht oberlehrerhaft, und vor allem überhaupt nicht staatstragend. Man könnte es einfach – Volksnähe nennen. (apz)

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