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Meinung: „Jetzt Offenheit pflegen“

Das Credo stammt noch aus seinem alten Job, genauer gesagt aus dem Jahr 1998: „Der Geheimdienst muss jetzt Offenheit pflegen.“ Als August Hanning damals seinen Posten als BND-Chef antrat, war bei dem Geheimdienst schon vieles anders und offener als lange Jahre zuvor; angefangen beim Türschild, das inzwischen auf „Bundesnachrichtendienst“ lautete und nicht mehr „Behördenunterkunft“.

Von Robert Birnbaum

Das Credo stammt noch aus seinem alten Job, genauer gesagt aus dem Jahr 1998: „Der Geheimdienst muss jetzt Offenheit pflegen.“ Als August Hanning damals seinen Posten als BND-Chef antrat, war bei dem Geheimdienst schon vieles anders und offener als lange Jahre zuvor; angefangen beim Türschild, das inzwischen auf „Bundesnachrichtendienst“ lautete und nicht mehr „Behördenunterkunft“. Die Umbenennung ging auf den Vorgänger Hansjörg Geiger zurü ck. Aber erst mit Hanning, berichten Bundestagsabgeordnete, die von Amts wegen mit den Geheimen zu tun haben, sei die neue Offenheit richtig spürbar geworden. Selbst die Opposition sprach stets nur lobend über den Karrierebeamten.

Hannings Weg nach Pullach verlief ziemlich logisch. 1946 in Nordwalde im Münsterland geboren, Jurastudium in Freiburg und Münster, nach einem Jahr in der NRW-Finanzverwaltung Referent im Bundesinnenministerium. 1986 ging er für vier Jahre in die Bonner Vertretung in Ost-Berlin als Geheimschutzbeauftragter, dann ins Kanzleramt als Mitarbeiter von Helmut Kohls Geheimdienstkoordinator Bernd „008“ Schmidbauer.

Hanning wusste also, was auf ihn wartete, als er als Behördenchef nach Pullach kam. Dass er sehr früh dafür plädierte, den Dienst auch räumlich in die Nähe der Regierung nach Berlin zu verlagern, sorgte dort nicht für Begeisterung. Aber Hanning betrieb das Projekt weiter. Es erschien ihm logisch. Denn er hatte stets darauf bestanden, dass ein Geheimdienst Dienstleister der Politik sein müsse. Die andere Seite – dass auch der BND immer in Gefahr schwebt, sich als Selbstzweck zu begreifen – hat er nicht nur gesehen, sondern auch ausgesprochen.

Gewusst hat Hanning freilich auch, dass die – notorisch besonders selbstzweckanfällige – Sicherheitsabteilung seines Hauses ab 2001 auf der Suche nach undichten Stellen im eigenen Haus mit Journalisten als Quellen arbeitete. Was nicht schön ist, aber legal war. Anders verhält es sich mit den jetzt ruchbar gewordenen Bespitzelungen von Journalisten. So ist der „Berliner Zeitung“-Journalist Andreas Förster offenbar noch bis in die jüngere Vergangenheit ausgeforscht worden. Hanning, inzwischen Staatssekretär beim Innenminister, hat intern versichert, davon habe er nichts gewusst. Wäre es anders, hätte er bald viel Zeit, um sich daheim seinem Hobby zu widmen: Hanning hat den Schachclub seiner Heimatstadt mitgegründet.

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