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Jüdische Gemeinde in Finanznot: Heilsamer Schock

Berlin hat die größte jüdische Gemeinde Deutschlands. Und die hat ein Finanzproblem. Jetzt sollen mit drastischen Reformen die Kassen geordnet werden - ein längst überfälliger Schritt.

Die Jüdische Gemeinde ist kein Turnverein. Und doch wurde sie bisher ähnlich geführt, nämlich hauptsächlich von Ehrenamtlichen, die sich mit mehr oder weniger gutem Willen und Sachkenntnis am Feierabend über die Bilanzen beugten. Das ging gut, solange die Gemeinde nur ein paar hundert Mitglieder zählte und ein paar Dutzend Mitarbeiter. Doch in den vergangenen 15 Jahren ist sie durch die Zuwanderer auf 11 000 Mitglieder gewachsen und hat heute 400 Mitarbeiter. Das sind so viele, wie bei einem mittelgroßen Unternehmen beschäftigt sind. Und wie ein Unternehmen braucht auch die Jüdische Gemeinde eine professionelle wirtschaftliche Führung. Gut, dass der neue Gemeindevorstand das Problem anpackt. Aber weil es mit der Einsicht und der Umsetzung so lange gedauert hat, sind die finanziellen Einschnitte nun umso bitterer. Es ist ein ähnlicher Prozess, wie ihn die Kirchen durchgemacht haben und von dem sich das Berliner Erzbistum noch lange nicht erholt hat. Von den Kirchen lernen heißt in diesem Falle: Wenn schon drastische Reformen nötig sind, dann sollte man sie so schnell wie möglich hinter sich bringen. Lieber ein Neuanfang mit Schrecken als gar kein Anfang. Die Jüdische Gemeinde ist in der Realität angekommen. Das tut weh, kann aber auch sehr heilsam sein. clk

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