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Meinung: Jüdisches Museum: Nationale Erinnerung

Im Rückblick auf die Entstehung des Jüdischen Museums Berlin wird man von der List der Geschichte sprechen dürfen. Geplant als bloßer Annex des Stadtmuseums, aber ausgestattet mit einem der denkwürdigsten Bauwerke des 20.

Im Rückblick auf die Entstehung des Jüdischen Museums Berlin wird man von der List der Geschichte sprechen dürfen. Geplant als bloßer Annex des Stadtmuseums, aber ausgestattet mit einem der denkwürdigsten Bauwerke des 20. Jahrhunderts, wuchs das Museum gegen den anfänglichen Widerstand der Lokalpolitik erst zur eigenständigen, dann zur nationalen Einrichtung. Die Einweihungsgala am gestrigen Abend, vorab schon zur "Feier des Jahres" erkoren, unterstrich die zentrale symbolische Rolle, die das Haus im künftigen Gefüge der "Berliner Republik" einnehmen wird. Dementsprechend groß war das Gerangel um die Plätze an den Festtafeln. Wichtiger indessen ist, dass an der Reflexion der deutsch-jüdischen Geschichte und ihrer Katastrophe im NS-Völkermord die deutsche Politik stets gemessen werden wird: Hier ist der Ort, wo Geschichte zur Anschauung wird - und zum konkreten Bezugspunkt heutigen Handelns. Dem gemäß ist der Erwartungsdruck, der auf dem neuen Haus lastet. Es bildete bereits als leere Hülle ein eindrucksvolles Mahnmal. Inzwischen ist allen Akteuren klar, dass Erinnern und Gedenken in Berlin stets über die Grenzen der Stadt hinaus reichen. In diesem Sinne ist das Jüdische Museum eine nationale Einrichtung, und nichts verwundert mehr, als dass diese Dimension im Berliner Lokalbetrieb so lange übersehen werden konnte.

BS

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