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Supermodels altern offenbar nicht: Cindy Crawford ist schön und faltenfrei mit Ende 40

© picture alliance / dpa

Jugendwahn und Generationenkonflikte: Auf ewig in Röhrenjeans und Lederjacke

Die Alten verstellen den Jungen den Weg - im Chefsessel, in der Meinungsführerschaft und jetzt mit Monica Bellucci auch im Auftrag Ihrer Majestät. Und Cindy Crawford macht's nicht besser. Ein Kommentar

Kaum hatte sich das Entsetzen darüber gelegt, dass das nächste sogenannte Bond-Girl an der Seite von 007 (Daniel Craig, 48) Monica Bellucci sein wird, eine Frau derselben Alterskohorte, da platzte die nächste Bombe: Cindy Crawford hat Orangenhaut.

Cindy Crawford, Supermodel mit Leberfleck, 49 Jahre alt, zweifache Mutter. Es wurde ein unbearbeitetes Foto veröffentlicht, das Crawford im Bikini zeigt mit Dellen an Bauch und Bein. Ein Seufzer der Erleichterung umwehte den Globus: Auch Supermodelkörper altern, was ein Glück. Da war der Umstand, dass die noch mal zwei Jahre ältere Bellucci sich (aller Voraussicht nach) ab November spärlich bekleidet in Kinoleinwandgröße sehen lassen wird, während manche Altersgenossin sich am Strand bereits klitzekleine Fotos im Handydisplay verbittet, nicht mehr ganz so fürchterlich. Aber es ging noch weiter und wurde wieder schlimmer: Denn nun hieß es, das Dellenfoto von Cindy Crawford sei ein bearbeitetes Foto. Die so erfreut kommentierten Alterserscheinungen seien an den in Wirklichkeit offenbar doch weiterhin makellosen Topmodelkörper nur herangephotoshopt worden.

Erwachsene Frauen quälen sich wie Teenagerinnen mit ihrem Aussehen herum

Da wurden die Gesichter der Durchschnittsmiddleagerinnen wieder lang. So ein Mist!

Ja, Mist. Mist, dass es offenbar nicht aufhört, dass Frauen sich diese Art von Gedanken über ihr Aussehen machen. Dass sich gestandene Erwachsene wie alberne Teenagerinnen ihre Ideale so hoch stecken oder von einem offenbar nicht zu knackenden Mainstream so hoch gesteckt bekommen, dass sie unerreichbar sind. Wenn es für die Selbstbehauptung einer 50-jährigen Normalfrau eine Rolle spielt, wie Ausnahmefrauen wie Monica Bellucci oder Cindy Crawford aussehen, ist das schlimm. Und zwar nicht nur für sie persönlich.

Da wird eine ganze Generation auf eine seltsame Art nicht älter. Verabschiedet sich nicht von den Themen der Jungen. Trägt weiter Röhrenjeans und Lederjacke, betrinkt sich am Tresen, latscht weiter zu Rockkonzerten, macht Motorradtouren (jetzt mit Griff- und Sitzheizung gegen Rheumaschmerzen), spricht von „Mädelsabend“, und dann kommen lauter mittelalte Tanten, und jammert über Falten am Hintern. Warum ist das so?

Man sei so alt, wie man sich fühle, sagt man so. Was im Umkehrschluss heißt, solange man sich jung fühlt, ist man das auch. Aber das ist rückwärtsgewandt.

Den Blick nach vorne richten, das erfordert Mut

Wie Jungsein geht, das weiß man im Alter, man hat es erlebt. Das ist kein Risiko mehr. Den Blick nach vorne richten, würde das wahre Abenteuer bedeuten, dem Neuen eine Chance geben, also: dem Älterwerden. Vielleicht löst das Alter die meiste Angst deshalb aus, weil es etwas Neues und Unbekanntes ist. Weil man nicht weiß und nicht wissen kann, wie es wird. Sind die heute Plusminus-50-Jährigen am Ende eine ziemlich große Gruppe ziemlich großer Feiglinge? Die sich lieber, und sei es noch so vergeblich, am Vergangenen festkrallen und sich im Restaurieren üben, als dass sie von der Zukunft etwas erwarten würden?

Arme Jugend von heute, kann man da nur sagen. Zahlenmäßig dramatisch unterlegen, treffen sie überall auf 20 bis 30 Jahre ältere Menschen, die den Platz für die nächste Generation nicht räumen wollen – nicht in den Chefsesseln, nicht in der Meinungsführerschaft, nicht in innerstädtischen Altbauwohnungen, nicht in Umkleidekabinen, nicht im Werbespot, nicht auf Reklamefotos, und seit Monica Bellucci nicht mal mehr in den Sexyrollen von Blockbuster-Kinofilmen auftritt. „Ick bün all dor“, ruft eine alte Henne, wo immer ein junges Küken auftaucht.

Das Fernsehen erzählt von Middle-Agern. Jugend ist hier nur Staffage

Es gibt Mütter, die sind so witzig, lässig und jugendlich-dynamisch, dass ihre Söhne mit Mitte 20 noch immer keine Freundin hatten, weil gleichaltrige Mädchen mit ihren postpubertistischen Unsicherheiten oder unsouveränen Zickereien gegen diese Inhouse- Idealversion weiblicher Gesellschaft nicht ankommen.

Gibt es eigentlich noch Liebesfilme mit Darstellern, die jünger sind als 30 Jahre? Geht es im Fernsehen nicht längst immer um die zweite oder dritte Ehe, und Teenager treten vor allem als Patchworkfamilienstaffage am Rande auf? Früher war es eklig, wenn sich 50-Jährige im Fernsehen geküsst haben, heute dagegen ist es normal. Jedenfalls für die Selber-Alten. Die können sich in ihrer Geschmacksbestimmungsallgegenwart im Geiste unterstützt fühlen von ihrer Großkohorte, den Babyboomern. Aber die Jungen finden die Küsse der Alten dennoch eklig.

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