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Meinung: Jugoslawien: Nur ein halber Held - Kostunica beim Kanzler

Ihm wurde die Ehre zuteil, als erstes ausländisches Staatsoberhaupt im neuen Kanzleramt empfangen zu werden. So gesehen, hätte Jugoslawiens Präsident Kostunica früher nicht kommen dürfen.

Ihm wurde die Ehre zuteil, als erstes ausländisches Staatsoberhaupt im neuen Kanzleramt empfangen zu werden. So gesehen, hätte Jugoslawiens Präsident Kostunica früher nicht kommen dürfen. Andererseits sind sieben Monate seit dem Sturz des Diktators Milosevic vergangen. Damals, unter dem frischen Eindruck der Heldenrolle, die Kostunica dabei spielte, wäre ihm ein triumphaler Empfang sicher gewesen. Die Euphorie hat nüchterner Geschäftsmäßigkeit Platz gemacht - und dies nicht nur, weil die Zeit, die Wunden heilt, auch Gefühle dämpft. Sondern sie erlaubt es, Kostunica ehrlicher zu beurteilen. Er ist ein Nationalist und behindert die Auslieferung serbischer Kriegsverbrecher. Des Kanzlers Worte zur Kooperation in dieser Frage waren, wie wohl in ein Lob gekleidet, tatsächlich eine Mahnung. Ähnlich Schröders Zusicherung, Jugoslawien beim Aufbau der Demokratie und der Anbindung an die EU zu unterstützen. Das Oppositionsbündnis Kostunicas mit Zoran Djindjic, ohne das es wohl kaum zu Milosevics Sturz gekommen wäre, ist zerbrochen. Es entwickelt sich allmählich ein Machtkampf, in dem Djindjic, heute serbischer Regierungschef, die fortschrittlichen Kräfte hinter sich schart, Kostunica die ehemaligen Anhänger Milosevics. Hilfe ist an Bedingungen gebunden - das darf man Kostunica ruhig sagen, bei allem Respekt vor seiner historischen Leistung.

cvm

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