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Deutschland-China: Kaufen und gekauft werden

Die Chinesen erhöhen ihren politischen Einfluss auf dem alten Kontinent. Seit Beginn der Euro-Krise stützt Peking angeschlagene Länder durch den Kauf von Staatsanleihen.

Die Kasse klingelt, wenn Chinas Premier Wen Jiabao durch Europa reist. Vor allem Autos und Flugzeuge, aber auch Umwelttechnik nimmt er aus Deutschland mit – bei diesem Besuch für fast elf Milliarden Euro. Doch das ist nur eine Momentaufnahme: Im Zuge seines rasanten Aufstiegs dehnt China seinen ökonomischen Einfluss in Deutschland und Europa immer weiter aus. Namhafte Firmen wie Medion und Volvo sind ebenso in der Hand der Volksrepublik wie Mittelständler, Autobahnen und Häfen in Polen und Griechenland. Und seit Beginn der Euro-Krise stützt Peking angeschlagene Länder durch den Kauf von Staatsanleihen.

Die Politiker Deutschlands und Europas müssen aufpassen, dass sie bei aller Begeisterung über die neue Lokomotive der Weltwirtschaft nicht die Kontrolle über diese Beziehung verlieren und in eine Abhängigkeit geraten. China ist inzwischen der drittgrößte Handelspartner der Bundesrepublik, ohne die Nachfrage des Landes wäre der Aufschwung spürbar schwächer ausgefallen. Und Peking dürfte kaum einen Schritt unternehmen, ohne spezifische Interessen im Blick zu haben. Die Chinesen übernehmen Firmen und gründen ihrerseits mit den Europäern Gemeinschaftsunternehmen, um an die Technologie des Westens zu gelangen; mit dem Engagement in Infrastrukturprojekten oder bei der Stützung maroder Staaten erhöhen sie ihren politischen Einfluss auf dem alten Kontinent.

Ein willkommener Nebeneffekt ist es, wenn so zugleich der Einfluss Amerikas verkleinert wird. Davon zeugt die merkantilistische Wirtschaftspolitik Pekings: Heimische Firmen werden mit Subventionen gepäppelt, damit sie auf dem Weltmarkt bestehen, die Währung Yuan künstlich verbilligt. Das müssen sich die Europäer aber nicht bieten lassen. Schützen können sie sich, indem sie China auf Augenhöhe entgegentreten – und klarmachen, dass die globalisierte Welt keine egoistische Politik verträgt, dass Handel zuvorderst dem beiderseitigen Nutzen dienen muss und nicht strategischen Zielen. Wenn diese Erkenntnis durchdringt, muss sich auch niemand Sorgen um einseitige Abhängigkeit machen.

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