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Meinung: Keine Macht den Eseln

KONFERENZ ZUR ZUKUNFT DES IRAK

In Zeiten der Diktatur wären die Iraker gestern gezwungen gewesen, den Geburtstag Saddam Husseins zu feiern und Gedichte zu seinen Ehren zu rezitieren. Im neuen Bagdad wurde jetzt nur ein Esel gefeiert, den Iraker mit SaddamBildern und Blumen beheftet hatten. Und erstmals wurde im großen Kreis über die Zukunft des Landes geredet. Jay Garner, der ehemalige US-General und neue Verwalter des Irak, hatte eingeladen. Und fast alle waren gekommen – sogar der „Hohe Rat für die Islamische Revolution im Irak“ (Sciri), der die letzte Zusammenkunft in Nasirijah noch boykottiert hatte. Mit der Festnahme des selbst ernannten Bürgermeisters von Bagdad, Muhammed Subeidi, haben die Amerikaner klargestellt, dass sie die Situation jetzt selbst in die Hand nehmen wollen. Dort, wo sich schon zivile Strukturen gebildet haben, arbeiten die US-Truppen mit religiösen Organisationen, politischen Führern oder Stammesscheichs zusammen. Aber Autorität wird nur dem übertragen, der seinerseits mit der US-Verwaltung kooperiert. Das Treffen in Bagdad zeigt, dass die unterschiedlichen irakischen Gruppen beginnen, sich an Garner auszurichten. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass das Chaos der letzten Tage einer neuen Ordnung weicht. Denn nur, wenn die USA jetzt die Zügel straffen, kann verhindert werden, dass einzelne Gruppen Machtkämpfe mit Gewalt austragen. In dieser Übergangsphase hilft nur mehr Amerika, damit die Iraker bald mit weniger Amerika auskommen können. clw

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