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Keynes is back: Spare in guten Zeiten

Keynes! Jetzt sagt es selbst der Konservative Wolfgang Schäuble. Wobei konservativ nicht im einschränkend politischen Sinn verstanden sein soll.

Nur hat auch Schäuble den makroökonomischen Erfolgen in Britannien und den USA – früher, vor der Krise – lange Zeit nicht das Wort geredet. Wie so viele in Deutschland, wo es sich in wirtschaftspolitischen Debatten nicht empfahl, Argumentationen mit einem Verweis auf Keynes zu stützen. Sein Name stand nicht für das System Bretton Woods oder den Bancor, eine Währung für den Fall, dass der Dollar als Leitwährung ausfällt, sondern für alle Misserfolge: Inflation, steigende Staatsschulden und selbst hohe Arbeitslosigkeit. Alles vermeintliche Belege für Defizite in der Keynes’schen Theorie. Dabei war die praktische Anwendung das Problem. Investiere in schwierigen Zeiten, gib Geld aus, und spare in den guten – wer wollte das dann schon hören, das Lied vom Sparen.

Nur diskreditiert das Keynes nicht. Denn seine Theorie ist keine spezielle allein für Depressionen oder für eine sehr kurze Frist. Die „Keynes-Gesellschaft“ weist mit Recht darauf hin, dass die meisten Industriestaaten seit 20 Jahren eine dauerhaft hohe Arbeitslosigkeit bei schwachem Wirtschaftswachstum erleben und lange der Ruf nach Lohn- und Preissenkungen und nach Kürzungen bei den Sozialtransfers ertönt ist. Die aber nichts geholfen haben. Keynes’ Botschaft dagegen liegt unter anderem hierin: Wer hohe Beschäftigung wiedergewinnen will, braucht eine entsprechend hohe Güternachfrage. Preise und Löhne zu senken ist dagegen der falsche Weg; die Erwartung, zusätzliches Angebot schaffe sich seine Nachfrage, ist für eine Geldwirtschaft trügerisch. Sagen Keynes und seine Anhänger. Was die Nachfragestimulierung angeht, erinnert daran nun auch Schäuble. Übrigens war der lange ein angesehener Finanz- und Haushaltsexperte. Mal sehen, ob sich das jetzt ändert. Wo er den Namen ausspricht: Keynes!

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