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Meinung: Kiel, Arizona

Wir müssen Abbitte leisten – bei Kielian, weil wir ihn verkannt haben. Und bei den Lesern, denen wir seine aufmunternde Geschichte aus Kleinmut an dieser Stelle so lange vorenthalten haben.

Wir müssen Abbitte leisten – bei Kielian, weil wir ihn verkannt haben. Und bei den Lesern, denen wir seine aufmunternde Geschichte aus Kleinmut an dieser Stelle so lange vorenthalten haben. Sie kennen doch Kielian? Den Wal, der Kiel in diesen Tagen einen ungeahnten Tourismusboom beschert. Als er am Mittwoch, Fontänen blasend, direkt vor dem Landtag und vor der Wasserschutzpolizei auftauchte, wollten wir die Klugheit des Tiers besingen, das sich zwar in die Förde verirrt hatte, aber wusste, wo es Rat und Hilfe findet. Die Redaktion fand das makaber: Der überlebt das nicht. Dabei hatten wir diese fantastische Filmmusik von Goran Bregovic zu „Arizona Dream“ im Ohr über das dramatische Verhältnis von Mensch und Fisch; erst scheint es, als werde der Fisch herabgewürdigt: Der Mensch denkt, das Pferd denkt, das Schaf denkt, die Kuh denkt, der Hund denkt – der Fisch denkt nicht … Doch dann folgt die kühne Wendung zum höchsten Lob: Denn der Fisch weiß alles! Was man vom Menschen nicht sagen kann. Von wegen, Kielian, der Todgeweihte. Und: letzte Hilferufe bei Politik und Polizei. Er wollte sich nur mal Kiel ansehen. Den Weg zurück kennt er doch, er weiß ja alles. Jetzt ist er schon wieder auf hoher See. Träume (nicht nur aus Arizona) sind oft näher an der Wahrheit als die menschliche Vernunft. cvm

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