zum Hauptinhalt
Nordkoreas Diktator Kim Jong Un, umgeben von Vertretern des Militärs.

© dpa

Kim Jong Un erklärt Kriegszustand: Nordkoreas Diktator setzt sich unter Druck

Ein Krieg in Korea würde ein Ende der Diktatur im Norden bedeuten. Deshalb kann Kim Jong Un daran nicht gelegen sein. Dennoch könnte der Konflikt außer Kontrolle geraten.

Viele Experten sind sich einig: Eigentlich will Nordkoreas Regime keinen zweiten Korea-Krieg anzetteln, weil dieser das Ende der Kim-Dynastie und der mit ihr verbundenen nordkoreanischen Nomenklatura bedeuten würde. Zwar könnte die mit 1,1 Millionen Soldaten viertgrößte Armee der Welt kurzfristig großes Leid und riesigen Schaden anrichten. Doch langfristig gewinnen würde das verarmte, aber hochgerüstete Land einen Krieg gegen den technisch überlegenen Süden nicht. Zumal Nordkoreas nukleare Bewaffnung nach Expertenmeinung noch nicht so weit fortgeschritten ist, dass sie zum Einsatz kommen kann. Dennoch ist die Gefahr eines erneuten Krieges auf der koreanischen Halbinsel so groß wie seit 60 Jahren nicht mehr.

Am Samstag hat Nordkoreas unerfahrener Diktator Kim Jong Un den Kriegszustand mit Südkorea ausgerufen. Alle Angelegenheiten zwischen beiden Staaten würden gemäß der Kriegszustandsregelungen behandelt, berichtete die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA; die Zeit sei gekommen, „um den finalen Krieg auf Leben und Tod aufzuführen“. Am Freitag veröffentlichte das isolierte Land ein Foto, das angeblich Kim Jong Un beim Studieren von Landkarten mit möglichen Angriffszielen auf dem US-Festland zeigt. Damit reagiert Nordkorea auf die Übungsflüge amerikanischer B2- und B52-Bomber über Südkorea. Das Land fühlt sich von seinem Erzfeind bedroht.

Sicherlich, die martialischen Töne dienen auch dem Zweck, Kim Jong Uns junge Herrschaft nach innen abzusichern. Bewohner Pjöngjangs berichten, von einem Kriegszustand auf den Straßen der nordkoreanischen Hauptstadt sei nichts zu bemerken. Völkerrechtlich betrachtet befinden sich die beiden koreanischen Staaten ohnehin seit 1953 im Kriegszustand. Doch Nordkorea setzt sich weiter unter Druck, der Rhetorik auch militärische Aktionen folgen zu lassen.

Beobachter der Region rechnen mit ähnlichen Vorfällen wie vor drei Jahren. Damals versenkte Nordkorea die südkoreanische Korvette „Cheonan“ und beschoss die südkoreanische Insel Yeonpyeong, die auch von Nordkorea beansprucht wird. Bei den Angriffen starben 50 Menschen. Weil Südkorea unter der neuen Präsidentin Park Geun Hye für derartige militärische Aktionen mit „tausendfacher Vergeltung“ droht, könnte der Konflikt außer Kontrolle geraten. Und am Ende zu genau jenem Krieg führen, den Nordkorea eigentlich gar nicht will.

Auch in Russland wächst nun die Sorge, zumal offensichtlich der Einfluss Chinas auf den politischen Freund nicht groß genug ist, um eine Eskalation verhindern zu können. Nachdem China im UN-Sicherheitsrat mit den Feinden des Landes gemeinsame Sache macht und die jüngsten Sanktionen unterstützt, fühlt sich Nordkorea endgültig von allen allein gelassen. Doch das wild um sich schlagende Kind, das vom Lehrer in die Ecke gestellt worden ist, handelt oft am irrationalsten. Vor allem, wenn ihm mit der von den Kommunisten vertretenen „Juche“-Ideologie seine Überlegenheit in der Masse über das Individuum eingeimpft worden ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false