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Kinderboom: Statistische Ausreißer

Anfang 2009 hatte die damalige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen auf der Basis vorläufiger Angaben einen Babyboom bejubelt, der dem neuen Elterngeld zu verdanken sei. Sie lag falsch - diesmal ist das Familienministerium zurückhaltender.

Von Matthias Schlegel

Faszinierender als Statistiken selbst sind deren Interpretationen. Kommen die Zahlen den Politikern entgegen, werden sie beherzt ins Feld geführt zur eigenen Lobpreisung. Gern lassen sie zu diesem Zweck auch eigene Statistiken verfertigen. Passen ihnen die Fakten nicht in den Kram, wird hingegen davor gewarnt, die Zahlen überzubewerten. Auf die jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes zur außerordentlich positiven Geburtenentwicklung reagiert das Familienministerium statistisch aus dem Rahmen fallend, nämlich zurückhaltend. Man wolle sich dazu erst äußern, wenn die endgültige Gesamtzahl vorliege, heißt es. Nur einem Reinfall im Umgang mit dem Zahlenmaterial freilich verdanken wir derartiges Understatement. Anfang 2009 hatte die damalige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen auf der Basis vorläufiger Angaben einen Babyboom bejubelt, der dem neuen Elterngeld zu verdanken sei. Als dann das Ergebnis des gesamten Jahres vorlag, war die Ernüchterung groß: Rückgang der Geburtenzahlen statt Anstieg. Was das jetzige Datenmaterial anbelangt, kann sich theoretisch Ähnliches wiederholen. Wahrscheinlich ist es allerdings nicht, weil der Abgleich mit den Quartalszahlen aus den letzten Jahren einen Ausreißer nach oben belegt. Aber dass Politiker und Experten auch mal sprachlos sind – dass wir das 2010 noch erleben dürfen!

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