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Papst Franziskus und die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner, die ihn am Montag im Vatikan besuchte.

© Reuters

Kirchenoberhaupt: Franziskus ist schon jetzt ein ungewöhnlicher Papst

Bereits nach knapp einer Woche verändert Franziskus die Wahrnehmung des Papstamtes: Er lebt das Prinzip der Kollegialität. Wo Benedikt von Veränderung nur sprach, könnte sein Nachfolger schon bald ernst damit machen.

Das Spektakel hält an. Der neue Papst, Franziskus, wiewohl an Jahren nicht sehr viel jünger als der Vorgänger, als Benedikt, entwickelt in selbstbewusster Beiläufigkeit ein Tempo, das es seit Jahren, besser: seit Jahrzehnten nicht mehr gab. Die Erstarrung im Vatikan, das sich in Ritualen Erschöpfende, dazu das vom deutschen Papst leise wieder eingeführte Gepränge – alles steht nach wenigen Tagen in Frage. Bereits Äußerlichkeiten werden zum Signal: keine Mitra, keine roten Schuhe, nichts von alledem. Stattdessen einer, der sich als erstes unters Volk begibt, sich als Bischof von Rom zeigt, Gläubigen die Hand gibt und Ungläubigen im übertragenen Sinn die Hand reicht, der Frauen, die aus der Kirche kommen, Freundschaftsküsse entbietet, der nahbar ist und ungewöhnliche Dinge in gewöhnlichen Worten sagt. Botschaften sind das, die weit ausstrahlen, weil sie vom weltweit einflussreichen Mann mit der weißen Soutane kommen.

Wer sich, nur ein Beispiel, als Seelsorger heraus aus dem Palast der institutionalisierten Spiritualität begibt, der zeigt zugleich, dass er das Prinzip der Kollegialität lebt. Das ist, auf den Papst bezogen, ein Thema seit dem Zweiten Vatikanum. Als Erster dieser Kirche ist sein Wort von Gewicht, da muss er sich nicht eigens wichtig machen. Dem folgte auch, wie Franziskus über das Konklave berichtete: nicht wie von einem Mysterium, nicht raunend, sondern in freundlicher Offenheit, geradezu weltzugewandt. Wenn das die Kurie merkt … Dann kann es, bei diesem Mann von jesuitischem Geist, schon zu spät sein.

Und es kann auch sein, dass er ernst macht, wo Benedikt, der Gelehrte aus den Sphären der hohen Theologie, über Veränderung nur sprach. Eine arme Kirche nach Franziskus – das kann heißen, ganz erdverbunden, dass etwa auf Kirchensteuer verzichtet wird. Dass womöglich einmal in Deutschland, wie in Frankreich, das Geld nur aus Spenden kommt, um die Trennung von Staat und Kirche deutlich zu machen.

Das alles lässt schon fast vergessen, dass es in Franziskus’ Lebenslauf diese verdüsterte Zeit gab, als er in seinem Heimatland mit einer Junta auszukommen versuchte. Aber vielleicht mag da der Spruch gelten, der entschuldigend bereits für andere Kirchenleut’ angeführt wurde: Wer mit dem Teufel sprechen muss, der riecht nach Schwefel. Und heute ist Jose Bergoglio Franziskus.

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