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Der amerikanische Präsident Barack Obama und sein chinesischer Kollege Xi Jingping haben sich gemeinsam vor der Weltöffentlichkeit zu mehr Klimaschutz verpflichtet Der Weltklimagipfel in Paris in einem Jahr soll ein neues Abkommen verabschieden. Und das ist damit auch in greifbare Nähe gerückt. Klimaschutz ist kein Nischenthema mehr.

© dpa

Klimadiplomatie: Das Klima wird zur Leitwährung

Amerika und China wollen CO2 einsparen – das sollte Investoren zu denken geben. Klimaschutz steht wieder ganz oben auf der Tagesordnung. Die Chancen für ein Abkommen in Paris 2015 wachsen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dagmar Dehmer

Politisch ist der gemeinsame Auftritt des amerikanischen Präsidenten Barack Obama mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jingping eine klimapolitische Revolution. Die beiden Länder mit dem höchsten Treibhausgasausstoß der Welt haben sich in aller Öffentlichkeit und gemeinsam dazu verpflichtet, ihre Kohlendioxidemissionen zu senken. Beide haben in den vergangenen zwanzig Jahren Klimadiplomatie Festlegungen, die als völkerrechtliche Bindung verstanden werden könnten, immer vermieden. Das ist ein gewaltiger Schub für die Verhandlungen um einen verbindlichen Klimavertrag, die in einem Jahr in Paris zu einem umfassenden Abkommen führen sollen.

Ein „Meilenstein“ jubelt Greenpeace, der „Tanker“ werde zumindest auf den richtigen Kurs gelenkt, meint deutlich weniger euphorisch Hans Joachim Schellnhuber, der Chef des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung. Bei näherer Betrachtung der Übereinkunft stellt sich gleich wieder etwas Ernüchterung ein. Auch wenn die USA und China sich endlich bewegen, führen ihre Angebote nicht in eine Welt, in der die globale Erwärmung unter zwei Grad gehalten werden kann. Das ist die Schwelle, hinter der die Veränderungen durch den Klimawandel als nicht mehr beherrschbar gelten.

Die USA wollen ihre Emissionen um 26 bis 28 Prozent senken

Die USA bieten mit einer Emissionsminderung von 26 bis 28 Prozent bis 2025 im Vergleich zu 2005 an, was sie schon vor Jahren angeboten haben. Und nach Auskunft von Klimaexperten reichen die bereits eingeleiteten politischen Veränderungen nicht dazu aus, um auch nur dieses Ziel zu erreichen. Doch dass Obama daran festhält, nachdem die klimaskeptischen Republikaner den Kongress erobert haben, ist ein deutliches Signal an die Investoren der Welt, riskante Geldanlagen, beispielsweise in Ölkonzerne, zu überdenken. Und die Tatsache, dass China ins gleiche Horn bläst, sollte in der Welt der Pensionsfonds, Hedgefonds und anderer Geldanlagen als Hinweis verstanden werden, dass es mit dem Klimaschutz trotz aller Widerstände dagegen doch langsam ernst wird.

China verpflichtet sich zum ersten Mal

Das chinesische Angebot ist politisch deshalb von großem Wert, weil China sich verpflichtet, den Höchststand seiner Treibhausgasemissionen spätestens 2030 zu überschreiten. Das ist zwar für das Zwei-Grad-Ziel etwa zehn Jahre zu spät. Aber bisher hat sich China auf der internationalen Bühne geweigert anzuerkennen, dass auch seine eigene Entwicklung, sein Wirtschaftswachstum, nur innerhalb ökologischer Grenzen möglich ist. Das ist nun anders und hat auch Auswirkungen auf die Argumentation der anderen schnell wachsenden Schwellenländer wie Indien oder Brasilien.

Erneuerbare Energien werden weiter boomen

Darüber hinaus will China bis 2030 einen nicht kohlenstoffhaltigen Anteil am Energieverbrauch von zwanzig Prozent erreicht haben. Selbst wenn China viel Geld für Atomkraftwerke ausgeben wollte, wäre das in der Konsequenz das weltweit größte Ausbauprogramm für erneuerbare Energien. Für die deutsche Exportwirtschaft – vor allem die Anbieter von Windrädern, Solar-Technologien und Effizienztechniken – ist die Ankündigung aus Peking ein regelrechtes Konjunkturprogramm.

Die zwei größten Volkswirtschaften machen sich auf den Weg, ihre Ökonomien klimafest zu machen. Die Chancen auf einen Weltklimapakt sind damit deutlich gestiegen.

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