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Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin. Sie war unter anderem Chefredakteurin von "impulse".

© Mike Wolff

Klimaschutz: Die Energiewende ist kein funktionierendes Geschäftsmodell

Es hatte alles so schön angefangen: Deutschland - das einzige Land der Welt, das Verantwortung für den Globus übernimmt. Aber inzwischen zeigt sich: Die Kalkulation der Energiewende geht gar nicht auf.

Klingt doch irgendwie gut, das Wort „Strompreisbremse“. Es klingt so, als würde Energie billiger werden. Zumindest aber so, als würde der Strom nicht mehr teurer. Beides stimmt leider nicht. Im Jahr zwei nach dem Atomausstieg ist der deutsche Strommarkt eine gigantische Baustelle, die den direkten Vergleich mit dem Berliner Großflughafen nicht scheuen muss. Sie wird viel teuer als gedacht, und ob sie jemals funktioniert, weiß keiner. Die „Strompreisbremse“ von Umweltminister Peter Altmaier ist nur das Eingeständnis, die Energiewende nicht mehr im Griff zu haben.

Dabei hatte alles so schön angefangen. Deutschland, das Land des Atomausstiegs und des Klimaschutzes! Das einzige Land der Welt, das Verantwortung für den ganzen Globus übernimmt. Das dazu passende Geschäftsmodell war ebenso genial wie einfach: Wenn Erdöl und Gas schon bald knapp und immer teurer werden, wäre alle Welt auf die deutsche Pioniertechnik angewiesen. Pünktlich zum Ende des fossilen Zeitalters würde Deutschland in der Lage sein, Technik, Software, und Management für die weltweite grüne Revolution zu liefern.

Daraus wird wohl nichts. Die Erneuerbaren sind gar nicht so günstig wie gedacht. Eine Billion Euro soll die Sache kosten, sagt Altmaier jetzt. Neue Netze müssen her. Stromspeicher müssen gebaut, Offshore-Windparks errichtet und angeschlossen werden. Konventionelle Kraftwerke braucht man aber auch noch, für den Fall, dass die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, was – bei ehrlicher Betrachtung – in Deutschland ziemlich häufig der Fall ist. So zahlt der Kunde doppelt: für ein grünes Stromnetz, das von den Launen der Natur abhängt, und einen konventionellen Kraftwerkspark, der oft brach liegt.

Auch der zweite Teil der Kalkulation geht nicht auf. Die fossilen Energien erschöpfen sich nämlich nicht so schnell wie gedacht. Im Gegenteil: Je mehr die riesigen, neu entdeckten Schiefergasvorkommen weltweit erschlossen werden, desto unsicherer ist es, wann das fossile Zeitalter zu Ende geht. Die Gaspreise sinken. Auch das sind schlechte Nachrichten für die Energiewender: Sie bauen an einem Megaprojekt, das sich möglicherweise erst in 50 Jahren rechnet. Bis dahin entstehen riesige Verluste, die nicht den Umweltschutz fördern werden, sondern den Zorn der Bürger auf eine unfähige Politik: so wie beim Berliner Großflughafen.

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