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© dpa

Meinung: PORTRÄT ALOIS GLÜCK PRÄSIDENT KATHOLISCHER LAIEN

Der 70-Jährige wollte endlich Zeit haben für seine Familie und den schwerbehinderten Sohn haben. Dann überkam ihn das Pflichtgefühl

Er wollte nicht. Hatte mehrmals abgelehnt. Alois Glück saß für die CSU im bayerischen Landtag, war Chef der Landtagsfraktion und Landtagspräsident. Mit bald 70 Jahren wollte er endlich Zeit für seine Familie haben, für den schwerbehinderten Sohn. Aber dann siegte doch das Pflichtgefühl. Glück ließ sich am Freitag zum Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) wählen.

Alois Glück verdankt dem Laienkatholizismus sehr viel, auch seine Karriere. Als er vier Jahre alt war, starb sein Vater als Soldat in Frankreich. Sehr früh musste der Junge auf dem elterlichen Bauernhof mitarbeiten und Verantwortung übernehmen, zumal seine ältere Schwester infolge einer Kinderlähmung im Rollstuhl saß. Die Katholische Jugend gab ihm Halt und eröffnete Aufstiegsmöglichkeiten. In Kursen der Landjugendbewegung eignete er sich journalistisches Wissen an, wurde Redakteur der Verbandszeitschrift und arbeitete für den Bayerischen Rundfunk. Und weil damals klar war: Wer von einem katholischen Verband kommt, geht zur CSU, wurde er 1970 als Kandidat für den Landtag nominiert. Wenn die Verbandsmitglieder den damals 30-Jährigen nicht nach vorne gehievt hätten, wäre Glück vielleicht ein Leben lang Hinterbänkler geblieben.

Die Kirche müsse „mitten unter die Menschen“, sagte der frisch gewählte ZdK-Präsident. Aber er sehe „zu viel Ängstlichkeit gegenüber der modernen Welt, zu viel Abwehr, zu viel Tendenz, in den eigenen Schutzräumen zu bleiben“. In der Nische sei es natürlich bequemer, dort müsse man sich nicht der öffentlichen Debatte stellen und keine Kompromisse schließen. So aber werde die katholische Kirche ein Raum für den „heiligen Rest“.

Alois Glück warnt davor, diejenigen innerkirchlich auszugrenzen, die Kompromisse schließen, weil sie sich auf die moderne Welt einlassen. Der CSU-Mann sagt das auch mit Blick auf die katholische Schwangerenberatung „Donum Vitae“, der Bischöfe und der Papst nach wie vor das Leben schwer machen. Glück gehört zu den Gründern der Organisation. Damit ihn die Bischöfe als ZdK-Präsidenten akzeptieren, musste er versprechen, keine Ämter bei „Donum Vitae“ zu übernehmen. Er lasse sich leiten von dem Satz des jüdischen Philosophen Martin Buber: „Gott spricht zu den Menschen durch die Ereignisse und Menschen, die er ihnen in den Weg schickt“. Gott muss es gut mit den katholischen Laien meinen, wenn er ihnen Glück schickt.

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