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PORTRÄT HORST GORSKI, PROPST IN HAMBURG: "Stigmatisierung beschmutzt die Liebe"

Er kann am Samstag Kirchengeschichte schreiben, indem er der erste schwule Bischof in Deutschland wird: Horst Gorski aus Hamburg, gerade wiedergewählter Propst im Hamburger Kirchenkreis Altona, strebt nach höheren geistlichen Weihen.

Im Schleswiger Dom wird nach dem altersbedingten Ausscheiden von Hans- Christian Knuth das Amt des Bischofs für den neuen Sprengel Schleswig und Holstein innerhalb der nordelbischen Kirche frei. Der 51-Jährige macht kein Geheimnis aus seiner sexuellen Orientierung, hat auch die Interessenvertretung für homosexuelle Pastorinnen und Pastoren gegründet. „Stigmatisierung beschmutzt die Liebe“, lautete einmal die Botschaft in einer seiner Predigten, die aktueller nicht sein könnte.

Gorski ist promovierter Theologe, gilt als weltoffen und beliebt weit über seine Heimatgemeinde hinaus. In Fachkreisen attestiert man ihm, ein glaubwürdiger Zeuge der christlichen Botschaft zu sein. Auch sein Gegenkandidat für den Bischofsstuhl, Gerhard Ulrich, zollt ihm jeglichen nur denkbaren Respekt und weist alle Kritiker zurück, die an der geschlechtlichen Ausrichtung Gorskis herummäkeln.

Schon als Jugendlicher wollte Horst Gorski Pastor werden, seit 1985 übt der wortgewandte und stets besonnen auftretende Gottesmann nun seinen Traumberuf aus. Die 140 Synodalen, die über ihn abzustimmen haben, kennen ihn als Vorsitzenden des Theologischen Beirats. Er moderiert die Arbeitsgruppe Theologie im Fusionsprozess mit den Landeskirchen Mecklenburg und Pommern, die sich nächstes Jahr mit Nordelbien zur Nordkirche vereinigen wollen. Konservative Kreise nahmen an seiner Karfreitagsdeutung Anstoß, als er 2006 sagte: „Der Tod Jesu war nicht notwendig, damit Gott sich mit uns versöhnt und uns vergibt.“ Bibelfeste Theologen können Gorski mit dieser Interpretation dagegen nichts vorhalten.

Mit dem Thema Frieden schlägt Gorski einen Bogen vom Häuslichen zum Globalen, vom geistlichen zum weltlichen Alltag. Und Gorski ist sich dann auch nicht zu schade, in diesem Zusammenhang den „globalisierten Neoliberalismus“ anzuprangern und christlichen Widerstand gegen Unrecht und Gewalt einzufordern.

Akzente ganz besonderer klerikaler Art setzt der Hamburger Jahr für Jahr Pfingstmontag, wenn er zum Gottesdienst „Mensch und Tier“ einlädt: Sein Gotteshaus öffnet sich dann auch für viele Haustiere. Dieter Hanisch

Dieter Hanisch

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