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Wo soll sich Frank Henkel (l.) positionieren? In der Regierung neben Klaus Wowereit oder besser als Fraktionschef?

© dapd

Kontrapunkt: Als Senator kann Frank Henkel nur verlieren

Seit klar ist, dass SPD und CDU in Berlin über eine Koalition verhandeln, scheint es auf einen Innensenator Frank Henkel hinauszulaufen. Warum eigentlich?, fragt Lorenz Maroldt. Wer hat davon denn was?

In Berlin brennen Autos, Briefkästen, Kinderwagen, seit neuestem auch Bahnkabel, aber es war keine gute Idee von der CDU zu hören, wie das zu verhindern wäre. Mit ein paar Polizisten mehr ist es da jedenfalls nicht getan. Die SPD hat mit Ehrhart Körting zudem einen Mann im Senat, dessen Amtsführung sich nicht wesentlich unterscheidet von der seiner CDU-Vorgänger in den achtziger und neunziger Jahren, von ein paar Harakiri-Aktionen wie der Einkesselung Kreuzbergs durch Wilhelm Kewenig oder dem Napoleon-Auftritt Heinrich Lummers vor einem geräumten Haus einmal abgesehen.

Es lässt sich jedenfalls kaum behaupten, dass die Innere Sicherheit unter Körting arg gelitten hätte. Im Wesentlichen konsequent ist er vorgegangen, die Polizei konnte sich auf ihn verlassen, und selbst beim verbalen Säbelrasseln stand er einem Heckelmann oder Werthebach nicht nach. Sein Wort von den rotlackierten Faschisten sollte Beleg genug sein.

Was könnte Henkel da besser machen? Der CDU-Mann liefe eher Gefahr, als Produktenttäuschung bezeichnet zu werden, falls auch unter ihm als Innensenator, wie zu erwarten wäre, Autos, Briefkästen, Kinderwagen, Bahnkabel brennen. Dann braucht es nur noch einen 1. Mai, der dem Gesetz der Serie folgend mal wieder etwas mehr aus dem Ruder läuft, und es wäre um seine Reputation geschehen.

Willkürlich geschürte Konflikte dienen nicht der Inneren Sicherheit, schaden aber dem Inneren Frieden, auch wenn es nur ein relativer ist. Liberaler zu agieren als Körting wiederum wäre auch recht schwierig, denn dieses Spektrum beherrscht der Amtsinhaber bei Bedarf auch. Also was soll’s?

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Ohnehin ist die Innere Sicherheit nicht Berlins größtes Problem, auch wenn es, in einem gewissen Maß, unstrittig etwas zu tun gibt. Auch deshalb scheint sich Henkel selbst auch eher für Wirtschaft zu interessieren. Da könnte man sagen: Die ist bei der CDU ganz gut aufgehoben.

Mit Harald Wolf ist sie zwar auch zurechtgekommen. Aber anders als die Innere Sicherheit ist die Wirtschaft ein Feld, auf dem es wirklich viel zu tun gibt – so viel, dass es für einen wie Henkel vielleicht sogar zu viel ist. Sein Job, sein großes Verdienst könnte es sein, jemanden auf diesen Posten zu holen, der Freund und Feind verblüfft, der vom Fach ist. Eine Autorität, ein Wagemutiger, der sich für ein paar Jahr herablässt auf die Ebene der Berliner Landespolitik, dort aber eben auch umso glänzender auftreten könnte. Um Sponsoren zu begeistern und große Unternehmen, jemand, der charmant und entschieden und mit verliehener Macht tatsächlich mal etwas Spektakuläres macht, eine gewichtige Ansiedlung in die Wege leitet, die magnetische Kraft entfaltet. Zu verwegen? Warum denn, man kann es ja mal probieren.

Aber was bliebe dann für Henkel? Wie wäre es mit dem, was er hat: den Vorsitz von Partei und Fraktion. Er könnte dort weiter wachsen und müsste sich weniger der Senatsdisziplin fügen. Er wäre nicht zweiter des Ersten, des Regierenden Bürgermeisters, er bliebe Chef, seiner Partei und seiner Fraktion. Eine Machtstellung, auch und gerade als Koalitionspartner - und ein besseres Sprungbrett ins Rote Rathaus, beim nächsten Mal. Dann wohl schon nicht mehr gegen Wowereit.

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