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Horst Seehofer in Moskau.

© dapd

Kontrapunkt: Die Reise des Don Horst

Horst Seehofer, der große Unberechenbare, macht denselben Grünen Avancen, die er noch vor kurzem als Versager tituliert hat. Seine eigene Partei kommt da ohnehin schon lange nicht mehr hinterher, der Koalitionspartner FDP aber ist gedemütigt.

Da, seht nur alle hin: ein Ritter. Aus der Sippe derer von der traurigen Gestalt. Politisch gesehen, natürlich. Er reitet mal hierhin, mal dorthin, erspäht Feinde, die sich nachher als seine eigenen Leut' herausstellen, die nur das getan haben, von dem sie annahmen, dass es seiner Meinung entspreche. Weil es vorher seine Meinung war. Aber immer nur forsch voran, der Argumente nicht achtend. Und steht er dann endlich in einer Pause des unermüdlichen, einsamen Kampfes auf dem weiten Feld der neuen Unübersichtlichkeit - dann scheint sich Horst Seehofer doch der helle Moment der Erkenntnis zu versagen: So erobert er nichts und niemanden, so besiegt er am Ende sich selbst.

Jetzt hat der große Unberechenbare den Grünen Avancen gemacht, auch noch im Ausland, in Russland, im Land des lupenreinen Demokraten Wladimir Putin, das er gerade bereist. Denselben Grünen, die er noch vor kurzem als Versager tituliert hat, gegen die er bisher bei jeder Gelegenheit höhnt und tönt. Seine Partei kommt schon nicht mehr hinterher, bleibt von ihm erschöpft zurück und überlegt, wie lange welche Meinung jetzt wohl Bestand hat, und ob es lohnt, sich mit der gegenwärtigen auseinanderzusetzen. Die Grünen dagegen reagieren so, wie es geraten erscheint: nachsichtig. So ist er halt, lautet übersetzt ihre Botschaft, er tut nichts, er will doch nur spielen, mitspielen.

Die FDP, der Sancho Pansa dieser Tage, nimmt es dagegen ernst, und sie tut auch recht daran, muss sie doch alles ernst nehmen, was auch nur entfernt für sie gefährlich werden kann. Und das ist eine Menge. Bei drei Prozent bundesweit fehlt nicht mehr viel, bis sie schmerzhaft vom Esel fällt. So kann sich Don Horst wenigstens über eines freuen: seinen Koalitionspartner mal wieder ein Stück weit auf dem gemeinsamen Weg gedemütigt zu haben. Anstatt dass der es einfach ignoriert oder das Ganze als Seehofersche Folklore akzeptiert. Nur stimmt der überlieferte Satz "Die Narrheit hat gewiss mehr Genossen und Schmarotzer als die Gescheitheit" nicht eben hoffnungsfroh.

Wenn aber Seehofer doch schon seine Meinung in Windesweile wechselt - warum dann nicht auch gleich die Richtung? Auf, zur Linken, zur Linken! Da gibt es doch einige, von denen er gar nicht so weit entfernt ist, wenn man genauer auf die politischen Forderungen schaut. "Wer viel liest und viel reist, sieht vieles und erfährt vieles." Don Horsts Reise ist noch nicht zu Ende. Wenn er erstmal aus Russland zurück ist…

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