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Kontrapunkt: Mit welchem Team will Berlins Regiermeister überzeugen?

Klaus Wowereit ist von sich überzeugt, nun muss er die Berliner überzeugen - und die wählen in erster Linie Parteien. Sein Glück ist, dass Renate Künast auch nicht zu erkennen gibt, welches Team sie unterstützen soll.

Nun ist wohl das letzte Myfest vorüber, also nicht das allerletzte, aber doch das letzte, bei dem Innensenator Ehrhart Körting das Sagen über die Polizei Berlins hatte. Denn im Ernst glaubt wohl niemand, dass Körting, der Oldest Statesman des Staates Berlin, noch einmal berufen werden wird. Auch nicht in dem Fall, dass die SPD mit Klaus Wowereit an der Spitze wieder die Wahl zum Abgeordnetenhaus im September gewinnen sollte.

Was allerdings mit einem Schlag den Blick darauf lenkt, dass auch nicht so recht klar ist, mit welchem Team an Sozialdemokraten der Regiermeister eigentlich die Berliner überzeugen will. Dass er von sich selbst überzeugt ist, ja, das ist hinlänglich bekannt. Dass er sich selbst genug sein könnte, ist seinen Senatoren aus mancher Sitzung mit ihm ebenfalls bekannt. Nur, ob das den Landsleuten genug sein dürfte? Eher nicht. Ob Körting oder Gisela von der Aue, die wenig glücklich handelnde Justizsenatorin, oder Ingeborg Junge-Reyer, deren Zeiten als mutmaßliche Nachfolgerin Wowereits auch länger schon vorbei zu sein scheinen, seitdem bei Verkehr und Bauen manches wenig imposant erscheint – die Liste der Namen, mit denen der Spitzenkandidat der SPD für seine Partei werben könnte, wirkt arg dezimiert. Wer sie ersetzen sollte, wollte, könnte, ist nicht bekannt. Doch werden in erster Linie Parteien gewählt, und Parteien sind Teams. Wer sich auch so darstellt, gewinnt, jedenfalls gewinnt er mehr als die, die vornehmlich sich selbst darstellen.

Wowereits – möglicherweise vorübergehendes – Glück ist, dass seine Gegenkandidatin Renate Künast, die Obergrüne, auch nicht zu erkennen gegeben hat, wer sie unterstützen soll. Das wäre allerdings gut zu wissen, denn noch weiß sie über Berlin, die Stadt, das Land, nicht so viel, wie sie wissen müsste. Ramona Pop? Volker Ratzmann? Oder noch einmal der in der Justiz aus alten Zeiten hochgeschätzte Wolfgang Wieland? Michaele Schreyer? Alice Ströver? Oder weitere Bundesimporte? Bei den Grünen leuchtet einstweilen besonders die Farbe stark, redet sich die Partei seit Baden-Württemberg hoch. Aber Siege in Umfragen sind noch keine Stimmen bei Wahlen, und für alle, die regieren wollen gilt der alte Satz: Man möchte schon genauer wissen, wofür die Partei die Macht haben will, und wer sie wofür haben will.

Frank Henkel, der zurzeit notorisch unterschätzte Spitzenmann der CDU, umgibt sich mit einigen, die etwas werden könnten – aber was? Mehr noch: Wollen sie das auch, Monika Grütters, die sich in der Bundeskultur so gut aufgehoben fühlt, Thomas Heilmann, der sicher auch Spaß daran gehabt hätte, in Berlin als Spitzenkandidat seine Unternehmungslust auszuprobieren? Das könnte nachher über die letzten Pünktchen entscheiden, die eine der drei vorgenannten Parteien in die Lage versetzen, den Regierenden Bürgermeister zu stellen. Oder in einer Koalition wieder wichtiger als bisher zu werden. Denn Opposition ist wichtig – aber Mist, wusste einer, der dann als Juniorpartner in eine große Koalition ging.

Bleiben die Linken und die FDP. Bei den Linken weiß man Bescheid, an der Spitze Harald Wolf, die bekannten Senatorinnen, da weiß man, was man hat; das werden die Wähler, die Stammwähler, wissen, mehr werden es wohl nicht. Die Strahlkraft auf ganz Berlin gesehen ist doch begrenzt. Und die FDP? Da kennen die meisten ja noch nicht einmal den Spitzenmann, nein, nicht den im Bund, sondern den in der Stadt. Die stehen gewiss nicht in der Gefahr zu siegen, bei ihnen wird jeder Prozentpunkt ein Gewinn sein. Mit einem guten Team allerdings könnten auch sie die These beweisen, dass das entscheidet – fünf für fünf Prozent, wie wäre es damit? Es ist keine Zumutung, ins Abgeordnetenhaus einer Stadt einzuziehen, die zu den derzeit spannendsten der Welt zählt.

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