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Ist Außenminister Westerwelle bald kein Sicherheitsrisiko mehr, sondern rettet als Super-Guido die Welt?

© dapd

Kontrapunkt: Wikileaks mit Super-Guido

Die Wikileaks-Affäre wird immer skurriler. Was ist eigentlich so "cyber" an dem angeblichen "war"? Womöglich, dass FDP-Chef Westerwelle demnächst nicht mehr als Sicherheitsrisiko dargestellt wird, sondern als Super-Guido, der die Welt rettet?

Die Wikileaks-Affäre wird immer skurriler. Was ist eigentlich so "cyber" an dem angeblichen "war"? Kann sich noch jemand an die Spiegel-Affäre erinnern, als das Magazin unter dem Titel „Bedingt abwehrbereit“ Auszüge aus vertraulichen Nato-Unterlagen veröffentlichte, Rudolf Augstein deswegen unter dem Verdacht des Landesverrats stand und verhaftet wurde? Dabei war das Internet 1962 doch noch gar nicht erfunden!

Das Internet macht die Verbreitung geheimer Dinge leichter, aber es ist nicht die Voraussetzung dafür. Und Julian Assange, möge man von ihm halten was man will, ist nur eine neue Figur in einem uralten Spiel, auch wenn es dabei um Kriege geht. Abenteuerlich ist auch, mit welchen Begründungen Kreditkartenunternehmen die Zusammenarbeit mit Wikileaks einstellen, Amazon die Site vom Server nimmt und die Domain gelöscht wird. Alle beteiligten Unternehmen haben ansonsten keine Probleme damit, als willfährige Dienstleister für jeden Anbieter von Rape und Racism genutzt zu werden.

Es geht hier um Geld und politischen Druck, sonst nichts. Sehr seltsam ist auch so manche politische Argumentation. Die Bloßstellung des amerikanischen Außenministeriums, schreibt der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff im Tagesspiegel, sei „ein Angriff auf die Friedenssicherung“, weil künftig die einzige Supermacht der Welt „schlechte, unvollständige und mitunter sogar bewusst irreführende Informationen“ bekommen werde.

Soll das bedeuten, dass FDP-Chef Westerwelle demnächst nicht mehr als Sicherheitsrisiko dargestellt wird, sondern als Super-Guido, der die Welt rettet? Das wäre in der Tat verheerend. Aber sonst? Nicht nur Regierungen hätten ein Recht auf eine Zone der Vertraulichkeit, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger, schreibt Lambsdorff weiter. Dass es schon einen Unterschied gibt zwischen der Privatsphäre eines Menschen und der Verantwortung einer demokratisch gewählten und damit also auch rechenschaftspflichtigen Regierung sollte allerdings auch einem Liberalen klar sein.

Die unkontrollierbaren Falschmeldungen über Massenvernichtungswaffen im Irak waren jedenfalls keine Erfindung von Wikileaks; dagegen sind Informationen über das unkontrollierbare Falschverhalten von US-Soldaten durch Wikileaks bekannt geworden. Ob es dem Frieden dient, wenn jetzt alle Welt weiß, dass Saudi-Arabische Könige saufen, koksen und huren wie die Teufel? Wohl eher nicht. Aber wenn die Botschafter der US-Regierung in aller Welt meinen, solche knallharten politischen Informationen beflissen nach Washington kabeln zu müssen, dann sollen sie eben auch sicherstellen, dass dieser Mist geheim bleibt. Das ist ihr Job. Wikileaks und die Medien machen ihren.

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