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Meinung: Kulturelle Übermacht

Viele in der Union werden es angesichts berauschender Umfragewerte vergessen haben: Die rotgrüne Koalition verdankte ihren knappen Vorsprung bei der Bundestagswahl 2002 nicht nur Zufall und glücklicher Fügung. Sie siegte auch wegen einer über Jahre entwickelten kulturellen Hegemonie.

Viele in der Union werden es angesichts berauschender Umfragewerte vergessen haben: Die rotgrüne Koalition verdankte ihren knappen Vorsprung bei der Bundestagswahl 2002 nicht nur Zufall und glücklicher Fügung. Sie siegte auch wegen einer über Jahre entwickelten kulturellen Hegemonie. Umgekehrt war die Niederlage des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber eine Absage der Deutschen an ein als rückständig empfundenes Gesellschafts- und Familienbild. Angela Merkel, die nächste Kanzlerkandidatin der Union, kann nun zeigen, was sie daraus gelernt hat. Im Bundesrat stehen nach der Sommerpause maßvolle Neuerungen bei der so genannten Homo-Ehe auf der Tagesordnung, darunter die Einführung eines beschränkten Adoptionsrechts für schwule und lesbische Paare. Konservative Unionspolitiker sehen darin einen Anschlag auf Ehe und Familie und kündigen Widerstand an, obwohl sie die Novelle nicht verhindern können: Das Gesetz ist nicht zustimmungspflichtig. Modern wirkt das nicht. Die Liberalisierung des Adoptionsrechts mag nicht im Mainstream liegen, ihre Verweigerung aber noch weniger. Merkel wäre schlecht beraten, wenn sie den selbst ernannten Hütern von Ehe und Familie das letzte Wort ließe. Denn auch daran sollte sich die Union erinnern: Mit dem schwulen Bürgermeister Ole von Beust hat sie in Hamburg einen Wahlsieg errungen, den sie selbst historisch nannte. has

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