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Ladenschluss in Berlin: Gut fürs Leben

Der „Späti“ gehört zu Berlin wie die Kirche zum Dorf. Der mit großer Ernsthaftigkeit geführte juristische Streit, ob die Spätverkaufsstellen im Kiez auch an Sonn- und Feiertagen öffnen dürfen, droht ins Lächerliche abzugleiten, weil er die Lebenswirklichkeit in einer Großstadt ignoriert.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der „Späti“ gehört zu Berlin wie die Kirche zum Dorf. Der mit großer Ernsthaftigkeit geführte juristische Streit, ob die Spätverkaufsstellen im Kiez auch an Sonn- und Feiertagen öffnen dürfen, droht ins Lächerliche abzugleiten, weil er die Lebenswirklichkeit in einer Großstadt ignoriert. Mist! Vergessen einzukaufen am Sonnabend oder zu lange unterwegs gewesen. Der Kühlschrank ist leer, nicht mal ’ne Flasche Bier ist drin und keine Tankstelle in der Nähe. Aber der Mini-Laden an der Ecke bringt Rettung. Seit vielen Jahren ist das so, die über tausend „Spätis“ in Berlin gehören zur (Über-)Lebenskultur. Leider in der Grauzone des deutschen Rechts. Justitia macht offenbar schon jeden Freitagabend ihren Großeinkauf. Den Verwaltungsrichtern, die den Handel und Wandel im Kiez stoppten, sei aber kein großer Vorwurf gemacht. Sie müssen die Gesetze interpretieren, die es gibt. Das Berliner Ladenöffnungsrecht ist zwar liberal, aber nicht perfekt. Das lässt sich ändern, nach der Sommerpause. Offenbar gibt es zugunsten der Spätverkaufsstellen eine Allparteienkoalition, die sollte genutzt werden. Und, liebe Gewerkschaften, hier geht es nicht um feiertägliche Arbeitnehmerrechte, sondern um die Existenz des klitzekleinen Mittelstands.

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