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Meinung: ABRISS DES PALASTES DER REPUBLIK Geschichtsloser Akt

Unser Leser Detlef Gebauer spricht sich für die Erhaltung des Palastes aus. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder dagegen will eine makellose Stadtmitte

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Zu: „20 Millionen für den Abschied vom Palast“ vom 7. November 2003

Wir nähern uns einem Ereignis von historischer Bedeutung. In unserem Land wird demnächst nach der Zeitenwende von 1989 weltweit das einzige kommunistische „Parlament“ abgerissen werden. Es wird das Gebäude beseitigt, in dem erste frei gewählte Volkskammer der DDR die deutsche Wiedervereinigung beschlossen hat.

Das alles geschieht in einem Land, in dem die Denkmalschutzbehörde Hauseigentümern selbst die Farbgestaltung von Treppenaufgängen mit Details für Wohnungseingangstüren und Geländern vorzuschreiben versucht. Das geschieht in einem Land, in dem Bauherren sehr viel Geld für Ausgrabungen aufbringen müssen, wenn ein Slawe vor 6000 Jahren vergessen hat, seine Grillkohle wegzuräumen. Einige hat solch ein Fund auf seinem Baugrundstück in den finanziellen Ruin getrieben.

Man wird jetzt sicher auch mit sehr viel ostdeutscher Palast-der-Republik-Plüsch-Romantik konfrontiert werden. Man sollte nicht die Augen davor verschließen, dass der Abriss des Palastes der Republik historisch eine ähnliche Dimension hat, wie es der Abriss des Stadtschlosses durch Walter Ulbricht hatte. Geschichte, die einem nicht gefällt oder der man nicht gewachsen ist, wird abgerissen.

Neben dem schlechten Symbol für die Einigung von Ost und West wirkt dieser geplante geschichtslose Akt auch kontraproduktiv im Angesicht der europäischen Einigung. Kann man so mit osteuropäischer Geschichte umgehen?

Detlef Gebauer, Berlin-Friedrichshain

Sehr geehrter Herr Gebauer,

seit über zehn Jahren wird eine Debatte über die Zukunft der Mitte Berlins geführt. Nach dem fast überall in der Stadt die Planung des wiedervereinigten Berlin abgeschlossen und zu einem großen Teil auch verwirklicht worden ist – von den Regierungsbauten über den Potsdamer Platz, den Leipziger Platz bis hin zur Museumsinsel und zum Alexanderplatz – bleibt die Aufgabe, das Herz der Stadt wieder zu beleben. Es ist die letzte und die schwierigste Aufgabe der großen innerstädtischen Vorhaben. Der Palast der Republik war ein bemerkenswertes Bauwerk in der DDR und zudem ein gesellschaftlicher wie städtebaulicher Bezugspunkt. Und dennoch ist nicht zu übersehen, dass seine Konzeption im Kontext des neuen Berlin schwierig ist.

Seit der Wiedervereinigung Berlins gibt es unendlich viele Versuche und Überlegungen, wie mit dem Schloßplatz, wie mit den Resten den Palastes umzugehen sei. Die Vorschläge genügten allesamt wohl kaum den Ansprüche an den Platz oder aber erwiesen sich – wie der zum Wiederaufbau des Schlosses – auf mittlere Sicht als nicht finanzierbar.

Das gilt auch für eine mögliche Wiederherstellung des Palastes der Republik. Die Kosten jenseits der Asbestbeseitigung werden auf mindestens 80 Millionen Euro geschätzt für die allerdings der Bund als Eigentümer keine Mittel zur Verfügung stellt.

Der Vorschlag, die Ruine des Palastes nicht ein weiteres Jahrzehnt als Makel in der Mitte der Stadt zu belassen und stattdessen eine grüne Stadtoase zu schaffen, trägt dem Umstand Rechnung, dass der Bund als Eigentümer den Abriss beschlossen hat, der Palast nach der Asbestbeseitigung nur noch eine leblose Hülle ist und es keine kurzfristigen Lösungen für die Bebauung dieses Terrains geben wird. Doch auch in den kommenden Jahren will Berlin einladend sein, will, dass die Menschen einen positiven Eindruck von unserer Stadt gewinnen.

Peter Strieder ist Senator für Stadtentwicklung

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