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Meinung: Berlin muss planerisch Grenzen setzen

„Berlin plant nicht mehr / Politik zwischen Wiesenmeer und Luftschloss: Der Senat überlässt die Stadtentwicklung den Groß- investoren“ von Dieter Hoffmann-Axthelm vom 15. Juni Eine äußerst gelungene Beschreibung der gegenwärtigen Berliner Planungssituation.

„Berlin plant nicht mehr / Politik zwischen Wiesenmeer und Luftschloss: Der Senat überlässt die Stadtentwicklung den Groß-

investoren“ von Dieter Hoffmann-Axthelm vom 15. Juni

Eine äußerst gelungene Beschreibung der gegenwärtigen Berliner Planungssituation. Gerade am Beispiel des geplanten Stadtquartiers in der Heidestraße zeigt sich, wie schwer sich die Verwaltung tut, vorhandene Potenziale zu nutzen, um einerseits dringend benötigte Investitionen zu ermöglichen und andererseits die soziale Kluft zwischen den verschiedenen Stadträumen zu überwinden. Die Vermeidung der weiteren Segregation, also sozialen Entmischung von Stadtteilen kann sich auch an einem Projekt wie der Heidestraße messen lassen.

Die Probleme Berlins werden in zahlreichen Studien beschrieben und sind hinreichend bekannt. Was in Berlin häufig fehlt sind die Ideen und der Mut zur Durchsetzung auch neuer, unkonventioneller Lösungen. Junge Planer, welche in Berlin Lösungsvorschläge erarbeiten, werden in Berlin allzu schnell zu Fantasten degradiert und mit dem Vorwurf konfrontiert, der realen Berliner Situation mit ihren Vorschlägen nicht zu entsprechen. Diese Menschen leben ihre Fantasien nun äußerst erfolgreich in anderen Metropolen.

Wo liegen die Ursachen für die Lethargie in Berlin? Natürlich macht sich der nunmehr jahrzehntelange Einstellungsstopp in der Verwaltung bemerkbar. Wo es kaum junge Menschen gibt, gibt es keine neuen Ideen. Berlin benötigt dringend eine neue Kultur des Miteinanders bei der Planung und der Lösung der immer schwieriger werdenden Aufgaben. Die Strategie hat der Senat in seiner hervorragenden Demografiestudie beschrieben. Schaffen wir eine neue Kultur der Umsetzung ? Berlin hätte es wirklich verdient!

Christoph Steinig, Berlin-Lichterfelde

Dieter Hoffmann-Axthelm hat recht, wenn er beklagt, dass Berlin planerisch nicht auf die Zeichen der Zeit reagiert und die wichtigsten Planungen den Investoren überlässt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat bis vor wenigen Jahren sehr viel geplant. Wir erinnern uns an das Planwerk, die vier Entwicklungsgebiete oder an den Flächennutzungsplan, der eine Stadt von vier Millionen Einwohnern ins Visier nahm, alles Konzepte, die sehr viel mehr bebaubare Flächen vorhalten, als die Stadt in absehbarer Zeit brauchen und tatsächlich nutzen wird.Das Problem der räumlichen Planung in Berlin ist, dass sie aus diesem Flächenüberangebot keine planerischen Konsequenzen zieht, was Verzicht und Konzentration heißen müsste!

Ein unverzeihlicher Sündenfall in diesem Zusammenhang war die ausufernde Kerngebietsausweisung im Flächennutzungsplan seit 1994. „Kerngebiete“ sind die Vorbehaltsflächen für Geschäfts- und Verwaltungsnutzungen, die am dichtesten und höchsten überbaut werden dürfen und die damit die höchsten Grundstückspreise entstehen lassen. Alle planerischen Krisengebiete dieser Stadt, ob am Zoo oder am Spreeraum zwischen Friedrichshain und Kreuzberg sind Teil dieser viel zu umfassenden Kerngebietsausweisung und die ärgerliche Malaise der Stadt besteht darin, dass sich diese Flächen nicht zu blühenden Stadtlandschaften mit den ersehnten neuen Arbeitsplätzen sondern zu Optionsscheinen, welche die Grundstückspreise hochhalten und börsenähnlich gehandelt werden, entwickelt haben – auf denen sich in der Realität nichts tut, ganz zum Ärger der Bevölkerung ringsherum.

Hier seit Jahren willfährig auf eine Grenzen setzende Steuerung im öffentlichen Interesse verzichtet zu haben, das ist der Vorwurf, den man der Planung in Berlin machen muss.

Wulf Eichstädt, Berlin-Charlottenburg

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