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Meinung: Die Ärmeren müssen den Reicheren helfen

„Der Wert der Familie“ vom 28. April 2006 Das geplante Elterngeld ist eine der größten sozialen Ungerechtigkeiten seit Gründung der Bundesrepublik.

„Der Wert der Familie“ vom 28. April 2006

Das geplante Elterngeld ist eine der größten sozialen Ungerechtigkeiten seit Gründung der Bundesrepublik. Es ist es die einzige mir bekannte Transferleistung, von der man umso mehr profitiert, je höher das eigene Einkommen ist. Oder zugespitzt ausgedrückt: die einzige Transferleistung, bei der die Ärmeren dabei helfen müssen, den Wohlstand der Besserverdienenden zu erhalten. Die primäre „Zielgruppe“ des Elterngeldes – junge, berufstätige Akademikerpaare – verfügt darüber hinaus in der Regel noch über ein Zweiteinkommen. Familien mit einem geringen Einkommen – zum Beispiel Studierende, Arbeitslose oder auch viele Alleinverdienerfamilien – erhalten dagegen einen Mindestbetrag von 300 EUR. Dieser Betrag entspricht zwar in der Höhe dem derzeitigen Erziehungsgeld, würde jedoch nur noch für die Hälfte der Zeit gezahlt. Der einzige Schluss, der sich daraus ziehen lässt – auch wenn es niemand in dieser Deutlichkeit ausspricht – ist, dass der Staat in Zukunft gerne auf Kinder aus sozial schwachen Familien zugunsten von Kindern berufstätiger Akademiker verzichten möchte.

Oliver Sturhahn, Berlin-Lichterfelde

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