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Meinung: Die Hauptstadt der Baumkiller

„Grünende Landschaften“ vom 17. Oktober 2004 Als jemand, der schon für Straßenbäume gespendet hat, habe ich den Bericht über Millionenbeträge, die auf Konten herumliegen, mit Befremden gelesen.

„Grünende Landschaften“ vom 17. Oktober 2004

Als jemand, der schon für Straßenbäume gespendet hat, habe ich den Bericht über Millionenbeträge, die auf Konten herumliegen, mit Befremden gelesen. Ich sehe keinen Bedarf an immer neuen Parks in einer Stadt, die derart gut mit Grünanlagen ausgestattet ist wie Berlin und die kaum noch das Geld hat, die vorhandenen Anlagen zu pflegen. Nach dem Sturm im Jahre 2002 mussten allein in SteglitzZehlendorf über 1000 Bäume gefällt werden. Davon ist bis heute erst ein Bruchteil ersetzt. Von den genannten 15 Millionen DM könnte man 10 000 Straßenbäume pflanzen, davon hätte die Stadt mehr als von noch einem Park.

Dr. Ingo Peschel, Berlin-Steglitz

„Denkmalschutz mit der Säge“ vom 13. Oktober 2004

Das Transparent mit der Aufschrift „Hände weg von unserem Park“ an der Bundesallee, U-Bhf. Spichernstraße, macht wie Ihr Artikel deutlich, dass viele Menschen mit der teuren Umgestaltung Berliner Grünflächen unzufrieden sind. Vielen Anwohnern gefallen die Parks in ihrer gewohnten Erscheinung. Sie wünschen sich lediglich die Pflege des vorhandenen Bestands. Da in der Vergangenheit häufig nicht in ausreichendem Maße Gelder für die Instandhaltung vorhanden waren, wundern sich Anwohner, wie auf einmal riesige Summen zur denkmalgerechten Umgestaltung des Parks zur Verfügung stehen können und erst recht, wie später die erhöhten Kosten für die dann erforderliche Pflege der Neupflanzungen aufgebracht werden sollen. Viele Bürger sind nicht bereit, die erhöhten Umgestaltungs- und Pflegekosten hinzunehmen, wenn sie die vorhandenen Grünflächen lieben.

Wilhelm Gauger, Berlin-Steglitz

„Denkmalschutz mit der Säge“ vom 13. Oktober 2004

Was am Lauenburger Platz passiert, ist kein Einzelfall. Aber es ist einzigartig kurzsichtig, zwei gesunde, unter Naturschutz stehende Hainbuchen zu fällen. Bisher 520 Bürger wollen das nicht, doch die Politiker bleiben stur. Es gehört wohl zu einem Gartendenkmal, dass Bäume und Büsche nicht wachsen dürfen, denn dann verändert sich ja das Denkmal. Mit der gelockerten Baumschutzverordnung haben Bezirksämter und private Gartenbesitzer freie Hand, mit der Säge zu pflegen, wo es günstig erscheint – ohne Rücksicht auf den Naturschutz.

Norbert Hannschick, Berlin-Steglitz

Die Stadt scheint sich als Hauptstadt der Baumkiller profilieren zu wollen. Wann immer irgendwo etwas umgestaltet wird, werden als Erstes Bäume gefällt. Natürlich sollen schöne Gärten und Parks als solche erhalten bleiben. Wenn aber über Jahrzehnte die dafür notwendigen konservierenden Maßnahmen unterlassen wurden und die Natur etwas Neues, Schönes und Einzigartiges erschaffen hat, sollte man dies respektieren und nicht zerstören, nur weil Spitzenbeamte den Zustand des vorvorigen Jahrhunderts schöner finden. Wer schützt uns also vor solchen Schützern?

Michael H. Korinth, Berlin-Wannsee

„Bürgerengagement“, „Selbstverantwortlichkeit“ und „Eigeninitiative“ werden von Politikern neuerdings immer häufiger gefordert. Das bedeutet jedoch auch, dass die Entscheidungshoheit der Politiker an die Bürger zurückdelegiert wird. Damit haben jedoch so manche Politiker im konkreten Fall ihre Probleme: Wenn nämlich der Bürger anderes will, als das, was man sich zurechtgelegt hat. Konkret in der Spandauer Vorstadt kollidiert der Wunsch der „Bürgerinitiative Linienstraße“ nach mehr Grün mit den Plänen der grünen Stadtentwicklungsstadträtin Dubrau, die kürzlich die ersten Betonpoller an der Kreuzung August-/Tucholskystraße aufstellen ließ. Auch eine Aktion von Anwohnern mit geliehenen Bäumen, die neben den Pollern aufgestellt wurden, stimmte die Stadträtin und die Mehrheit von SPD und Grünen im Stadtentwicklungsausschuss nicht um.

Florian Schwanhäußer, Berlin-Mitte

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