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Meinung: Ein bisschen Achtung, ein bisschen Respekt würden vieles einfacher machen

„Was Schule macht“ vom 1. April, „Die Lehre von Neukölln“ vom 31.

„Was Schule macht“ vom 1. April,

„Die Lehre von Neukölln“ vom 31. März und „Notruf aus Neukölln“ vom 30. März 2006

Eine Änderung an den Schulen wird nur zu erreichen sein, wenn man auch zu rigorosen Maßnahmen bereit ist. Deshalb sollte man insbesondere mit Härte gegen Eltern vorgehen, die nicht imstande sind, ihre Kinder im Sinne unserer Wertegemeinschaft zu erziehen. Eine Kürzung bzw. vollständige Streichung des Kindergeldes wäre in diesem Fall mehr als angebracht.

Vom eingesparten Geld könnten dann Erzieher, Sozialarbeiter und Lehrer eingestellt werden, die dringend für soziale Reparaturen benötigt werden. Vermutlich werden aber solche Vorschläge in Deutschland an denen scheitern, die auch jetzt noch nicht über ihren ideologischen Schatten springen können. Es muss wahrscheinlich noch viel schlimmer kommen.

Michael Bannert, Berlin-Hermsdorf

Die Kapitulation in der Rütli-Hauptschule wird nur die Spitze des Eisberges sein. Wer mit offenen Augen durch Berlin geht und, noch aufschlussreicher, die öffentlichen Verkehrsmittel kreuz und quer durch die Stadt nutzt, dem können die Kids, die sich im angesprochenen Slang bewusst aggressiv der Umwelt präsentieren, nicht entgehen. Sie prägen das Stadtbild mehr, als sich der Zehlendorfer das vorstellen mag.

Jede Generation hat ihre Jugend, hier aber wachsen Outlaws heran, die die Regeln und Normen dieser Gesellschaft noch gar nicht begriffen haben, um gegen sie zu revoltieren. In der Schule entscheiden Rücksichtslosigkeit gegenüber Mensch und Gemeingut, Handysound und Strafregister über den Platz auf dem Felsen. Heute rutschen die ersten Schulen ab, Bezirke stehen kurz davor. Wer kann, flüchtet aus dem Ghetto an den Stadtrand. Besser noch: darüber hinaus!

Pisa ist im Umland auch nicht der Renner, aber die Gesellschaftsstruktur eine, die der Heimat, wie man sie als Kind und Jugendlicher erfahren konnte, wie man sie sich als Erwachsener auch in dieser Stadt wünscht, entspricht. Die Entscheidungsträger, die für Bildung, soziale Strukturen und Sicherheit verantwortlich zeichnen sind bestimmt nicht blind – aber hilf- und machtlos. Die Aussicht, dass das eigene Kind dafür verantwortlich sein soll, in einer durchmischten Haupt- und Realschule positiven Druck auf Störenfriede, lernunwillige und prügelnde Cliquen auszuüben, und diese zum Lernen und zur sozialen Umkehr anzustiften, kann doch wohl nur ein Scherz sein! Die Ankündigung von Sozialarbeitern in den Schulen ein Alibi, ein Tropfen auf einen heißen Stein der im Schmelzen ist. Das weiß jeder, der an den betroffenen Schulen arbeitet, der sich mit Prävention und Sozialarbeit in diesen Bereichen beschäftigt. Man muss es auch aussprechen dürfen!

Die Verantwortlichen dürfen die Integration gestrandeter Bevölkerungsschichten nicht auf Kosten derer, die um Zukunft und Bildung ihrer Kinder bemüht sind, vorantreiben. Denn, auch das ist ja kein Geheimnis: Bildung und Zukunft wird nur das Berliner Kind haben, dessen Eltern die Aufgabe Erziehung als Verantwortung begriffen und dazu (!) die Möglichkeit haben, ihren Nachwuchs von breiter werdenden Schichten der Bevölkerung fern und von bestimmten Gegenden der Stadt wegzuhalten. Und weil niemand das Patentrezept in der Tasche hat, wird dies der einzig gangbare Weg der Berliner Familien, deren Stellenwert für die Außendarstellung der Stadt aber schon lange keine Rolle mehr zu spielen scheint, sein!

Boris Meister,

Berlin-Niederschönhausen

Es ist unfassbar, was dort zu lesen ist. Wieso kann/ muss es so weit kommen, dass Lehrer die Schließung der eigenen Schule befürworten und vor allem von sich aus fordern? Sicher, die Schuldfrage ist nicht einfach zu klären; aber was mir in all den Diskussionen um diese Angelegenheit immer häufiger fehlt, ist die Frage nach der Verantwortung der Eltern! Ist es nicht so, dass sie die grundlegenden Verhaltensweisen prägen? Warum fragt niemand die Eltern, warum werden sie nicht mehr zur Verantwortung gezogen? Der hohe Ausländeranteil an dieser Schule wird als ein Grund genannt für die Verrohung. Für mich unverständlich, denn egal ob Araber, Türke, Deutscher etc. – ich gehe davon aus, dass wir in einem modernen, zivilisierten Land leben und ich doch wohl auch von den jungen Menschen in diesem Land erwarten kann, dass sie sich an einem gewissen Regel- und Verhaltenskodex orientieren können. Oder ist das auch schon zu viel verlangt?

Ein bisschen Achtung, ein bisschen Respekt … wir würden so viel bequemer und zufriedener miteinander leben!

Christine Bender,

Berlin-Friedrichshain

Verhältnisse wie in der Rütli-Schule sind kein Einzelfall! In vielen Schulen werden Probleme verharmlost, in vielen Schulen hat man sich mit den Gegebenheiten „arrangiert“, bis auch das auf allen Ebenen nicht mehr funktioniert. Viele Schulen versuchen, mit den ihnen gegebenen Mitteln gegenzusteuern, werden oft dafür kritisiert, vor allem von Leuten, die ihrerseits nichts zu Problemlösungen beizutragen haben, obwohl sie sich von Berufs wegen diesen Problemen stellen müssten.

Arno Müller, Lörrach

Die Kollegen an der Rütli-Schule werden sich die Entscheidung, den Antrag auf Auflösung ihrer Schule zu stellen, bestimmt nicht leicht gemacht haben. Das sah wohl mit dem Statement des zuständigen Referenten etwas anders aus.

Michael Reim, Berlin-Charlottenburg

Die Reaktion des zuständigen Referenten beim Bildungssenator auf den Hilferuf aus der Rütli-Hauptschule fällt dem Kollegium auf sträfliche Weise in den Rücken. Seine eigene, sicher außergewöhnlich zu nennende Hochbegabung, mit solchen Situationen wie in Neukölln fertig zu werden, legt Herr Arnz kompromisslos als Messlatte an die pädagogischen Fähigkeiten seiner Kolleginnen und Kollegen an. Hoffentlich beginnt jetzt ein anhaltender öffentlicher Diskurs zu der Frage, wie wir den Sprengsatz, der sich am Zustand einiger Brennpunktschulen zeigt, entschärfen wollen.

Wolfgang Blech, Berlin-Friedenau

In Ihrer Berichterstattung erwähnen sie die Werner-Stephan-Oberschule als Vorbild und schreiben, dass der ehemalige Schulleiter, Siegfried Arnz, dort ein Wunder vollbracht hätte. Es handelt sich dabei weder um ein Wunder noch ist dieses von Siegfried Arnz vollbracht worden. Es handelt sich dabei um einen langjährigen Prozess der Partizipation von Schülern und deren Einbindung in Verantwortung. Dass in der Werner-Stephan-Oberschule zurzeit ca. 80 Streitschlichter für eine friedliche Schule sorgen, indem sie bei Gewaltkonflikten intervenieren und schlichten, dass 25 Vertrauensschüler sehr viele Aufgaben übernehmen und für ein positives Schulklima sorgen, dass es das Schulversprechen gibt etc., ist auf die Arbeit der Vertrauenslehrer zurückzuführen, die die Ideen für die Projekte entwickelt haben und die Projekte gemeinsam mit den Schülern durchführen.

Mit dem Verklären von Herrn Arnz zum Wunder vollbringenden Messias setzen Sie nach außen das falsche Zeichen. Nur ein starkes Team von Lehrern mit einer guten Leitung ist in der Lage die Probleme an einer Hauptschule gemeinsam mit den Schülern zu bewältigen. An Schulen mit vielen Problemen und Konflikten sind der Zusammenhalt und die Übernahme von Verantwortung von allen Beteiligten der Schlüssel zum Erfolg. Deshalb ist die Werner-Stephan-Schule eine Vorbildschule.

Reiner Haag, Berlin-Lichtenrade

Ich war auch der Meinung, dass man solche Probleme immer irgendwie „gutem Willen“ bewältigen kann. Inzwischen sehe ich das anders. Vielleicht verstehen solche Schüler nur eine Sprache, nämlich die der Null-Toleranz. Kinder und Heranwachsende brauchen Grenzen. Die werden sie aber nicht erkennen, nur weil ein Sozialarbeiter an die Schule geht, denn wahrscheinlich wird dieser eher noch körperlichen Schaden davontragen als diese oder vergleichbare Schulen umzukrempeln. Viele dieser Schüler und Schülerinnen sind Gäste in diesem Land; dann sollen sie sich bitte auch wie Gäste verhalten. Was macht man denn auf einer Party, auf der die Gäste sich nicht benehmen? Man lädt sie aus oder weist sie zurecht. In solchen Fällen hilft da aber kein gutes Zureden mehr, sondern nur drastische Maßnahmen.

Robert Strauch, Berlin-Steglitz

Ich wohne gerne in Neukölln. Es ist durchaus nicht die Endstation. Der Autor sollte sich mal durch den Bezirk bewegen, dann wird er feststellen, dass hier nicht nur sozial Schwache wohnen. Das, was hier im Moment schulpolitisch festgestellt wird, ist ein bekanntes Problem, leider hat die zuständige Verwaltung sich jahrelang die Augen zugehalten.

Fritz Sütterlin, Berlin-Neukölln

Unsere Hauptstadt kapituliert vor einem wilden Haufen Jugendlicher. Bin ich froh, nicht in diesem Moloch leben zu müssen.

Gunther Schirmer, Leipzig

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