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Meinung: GENERATIONENVERTRAG Warum keine Frührente für Eltern?

Unser Leser Hans-Dieter Gelfert findet, dass Kinderlose zwei Jahre mehr arbeiten sollen. Daniel Bahr, Vorsitzender der Jungen Liberalen, setzt auf finanzielle Anreize für Paare

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Zu: „Papa Schmidtkes Rebellion“ vom 8. Oktober 2003

Die einzige Altersvorsorge, die es überhaupt gibt, sind nachwachsende Kinder. Geld kann man nicht essen. Selbst wer eine Million beiseite gelegt hat, würde im Alter verhungern, wenn es nicht Menschen gäbe, die das produzieren, was er mit seinem Geld kaufen muss. Also kann Altersvorsorge nur darin bestehen, dass man für eine nachwachsende Generation sorgt.

Doch wenn immer mehr junge Paare auf Kinder verzichten, dann gewiss nicht wegen der Kosten, sondern wegen der Einschränkung ihrer Freiheit. Sein Einkommen kann man auf mehrere Köpfe strecken, die Lebenszeit aber ist nicht verlängerbar. Deshalb müssen Eltern vor allem für den „Verlust“ an frei verfügbarer Lebenszeit entschädigt werden. Wer keine Kinder hat und folglich im Alter die Kinder der anderen für sich in Anspruch nimmt, dem ist eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf 67 Jahre zuzumuten, da er ja in jüngeren Jahren erheblich mehr frei verfügbare Zeit hatte. Wer auf diese Freiheit zugunsten von Kindern und damit zugunsten der Kinderlosen verzichtete, sollte von der Solidargemeinschaft dafür einen Ausgleich erhalten.

Folglich sollten Eltern für jedes Kind ein Jahr früher in Rente gehen dürfen. Um zu verhindern, dass verantwortungslose Menschen nur zu diesem Zweck Kinder zeugen, die dann möglicherweise vom Sozialamt unterhalten werden müssen, brauchte man nur eine Höchstzeit festzusetzen, z.B. eine Minderung der Lebensarbeitszeit um maximal fünf Jahre. Da ein Jahr für alle Menschen gleich lang ist, ist ein Ausgleich in der vorgeschlagenen Form gerechter als jede andere Anrechnung von Erziehungszeiten, die sich bei unterschiedlichen Renten unterschiedlich hoch auswirkt.

HansDieter Gelfert, Berlin-Nikolassee

Sehr geehrter Herr Gelfert,

sind Sie sicher, dass junge Paare die Kosten, die während der Kindeserziehung entstehen, durch ihr Einkommen problemlos auffangen können? Gerade in den ersten Erwerbsjahren ist der Lohn geringer und lässt wenig Spielraum für ständige Ausgaben wie Windeln, Babynahrung und immerzu neue Kleidung. Die Steuer- und Abgabenlast sowie die Angst vor Arbeitslosigkeit erschweren den jungen Paaren die Entscheidung für eine Familie. Die Aussicht auf einen früheren Renteneintritt macht diese Sorgen bei keinem jungen Menschen vergessen! Kein junges Paar wird sich durch Ihren Vorschlag eines früheren Renteneintritts eher für ein Kind entscheiden. Entscheidend sind die Rahmenbedingungen.

Der Staat muss die finanziellen Lasten durch die Erziehung von Kindern anerkennen. Dies jedoch über die ohnehin marode Rentenkasse und erst bei Renteneintritt zu tun, halte ich für einen Fehler. Der zu Recht beschworene soziale Ausgleich für die Erziehung von Kindern lässt sich viel besser über das Steuersystem herstellen. Das vielfach prämierte Steuer-Modell der FDP sieht vor, dass Erziehungsberechtigte zu ihrem persönlichen Steuerfreibetrag von 7500 Euro weitere 7500 Euro pro Kind hinzuerhalten. Ein Paar mit zwei Kindern kann demzufolge 30 000 Euro im Jahr steuerfrei verdienen, ein kinderloses Paar hingegen nur 15 000 Euro. Dieses Modell ist sozial ausgewogen, transparent und greift jungen Paaren bei der Erziehung ihrer Kinder ab dem ersten Monat finanziell kräftig unter die Arme. Damit wären Eltern trotz erheblicher Erziehungskosten finanziell nicht schlechter gestellt als kinderlose Paare. Nur das ist bei der Entscheidung für oder gegen Kind überzeugend für ein junges Paar!

Daniel Bahr, 26 Jahre alt und ledig, ist Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen und Mitglied des Deutschen Bundestages.

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