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Meinung: Hase und Igel

„Ob da Kollegen nicht ganz dicht sind?“ vom 2.

„Ob da Kollegen nicht ganz dicht sind?“ vom 2. August 2006

Die Blauäugigkeit im Umgang mit Doping im Hochleistungssport – insbesondere im Profiradsport – ist kaum noch zu überbieten. Allen Beteiligten ist klar, dass es eine Reihe hochwirksamer Mittel gibt, die durch die aufwendigsten Testmethoden (noch?) nicht nachweisbar sind. Alle wissen auch, dass die Pharmaindustrie den Kontrolleuren immer einen Schritt voraus sein wird in einem dauernden Hase-und-Igel-Spiel. Die Aufregung bei den Betroffenen – den Veranstaltern, die aus allen Himmeln fallen, den Sponsoren, die natürlich von nichts gewusst haben und von ihren Fahrern „äußerst enttäuscht“ sind, schließlich den Fahrern, die nie sagen, sie hätten nicht gedopt, sondern sie seien x-mal mit negativem Ergebnis kontrolliert worden – ist genauso echt wie die Überraschung der Eltern über die vom Weihnachtsmann ihren Kindern gebrachten Geschenke!

Im Hoch- besser: „Höchst-“Leistungssport ist Doping nicht mehr wegzudenken. Nach einhelliger Ansicht der Fachleute sind die heutigen Leistungen zum Beispiel im Profiradsport, insbesondere bei der Tour, ohne hochwirksame Dopingmittel (höhere Leistung, schnellere Erholung) nicht zu erzielen. Das gilt für alle Fahrer und alle wissen es – sicherlich auch die Medien, die neuerdings so entrüstete „Enthüllungs-“Sendungen bringen.

Also könnten wir eigentlich die ganze Geschichte zu den Akten legen. Wir könnten uns vielleicht sagen, dass unter den gedopten Sportlern/Sportlerinnen der oder die Leistungsfähigste gewinnt – wenn da nicht das Problem der Gesundheitsschädigung wäre. Wir wissen bis heute anscheinend nicht genau, welche eventuell gravierenden Folgeschäden Doping verursacht (oder wissen wir es und halten die Erkenntnis wohlweislich zurück?). Es gilt – vornehmlich jugendliche – Hochleistungssportler zu schützen. Dafür müssen wir die besten und aufwendigsten Kontrollverfahren (und wirklich unangemeldet) anwenden – obwohl wir wissen, dass wir nur die Spitze des Eisbergs erfassen können. – Nur, die Krokodilstränen sollten uns Medien, Funktionäre und Sportler künftig ersparen!

Volkmar Zilch, Berlin-Grunewald

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